Letzte Vorbereitungen für Papstwahl
Die Suche nach dem Nachfolger von Papst Franziskus geht in die entscheidende Phase: Die versammelten Kardinäle kommen zum letzten Vorbereitungstreffen zusammen.

Im Vatikan kamen die versammelten Kardinäle zu einem letzten Vorbereitungstreffen zusammen, bevor an diesem Mittwoch unter strengster Geheimhaltung die Wahl beginnt.
Alle 133 Kardinäle, die in einem Konklave darüber entscheiden werden, sind bereits in Rom. Wählen darf in der Sixtinischen Kapelle nur, wer unter 80 Jahre alt ist.
In der sogenannten Generalkongregation konnten noch einmal alle Kardinäle zusammentreffen – auch die, die wegen Überschreitens der Altersgrenze im Konklave nicht dabei sein dürfen. In internem Kreis hatten die verschiedenen genannten Kandidaten auch noch einmal die Möglichkeit, sich zu äussern. Als Favorit wird die bisherige Nummer zwei des katholischen Kirchenstaats, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, gehandelt. Als ranghöchster Kardinal leitet der 70-Jährige auch das Konklave.
Abgeschottet von der Aussenwelt
Während der Wahl sind die Kirchenmänner strikt abgeschottet von der Öffentlichkeit. Alle Smartphones und anderen elektronischen Geräte müssen sie zuvor abgeben. Übernachten werden sie im Gästehaus des Vatikans, der Casa Santa Marta, sowie einem älteren Anbau. Auch dort dürfen sie keinen Kontakt nach draussen haben. Erst wenn der neue Papst gewählt ist und sich gezeigt hat, sind sie in ihrer Bewegung wieder frei.
Der erste Wahlgang findet bereits an diesem Mittwochnachmittag statt. Allerdings erwartet niemand, dass aus dem Kamin der Sixtinischen Kapelle danach schon weisser Rauch aufsteigt. Das ist das Zeichen, das es einen neuen Pontifex gibt – den 267. in zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte. In der jüngeren Vergangenheit dauerten die meisten Konklave zwei oder drei Tage. Der Papst ist Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken weltweit.
Favoriten und Aussenseiter
Die Nachfolge von Franziskus gilt als offen. Als aussichtsreiche Anwärter gelten neben Parolin zwei weitere Italiener: der Erzbischof von Bologna, Matteo Zuppi (69), sowie der Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa (60). Setzt sich einer von ihnen durch, wäre zum ersten Mal seit 1978 wieder ein Italiener an der Reihe.
Weitere Kardinäle, deren Namen viel genannt werden, sind der Philippiner Luis Antonio Tagle (67), der Franzose Jean-Marc-Aveline (66), der Portugiese José Tolentino de Mendonça (59), der Ungar Peter Erdö (72), Fridolin Ambongo Besungu (65) aus der Demokratischen Republik Kongo und der Luxemburger Jean-Claude Hollerich (66). Die Liste der möglichen neuen Päpste wird von Tag zu Tag aber immer länger: Inzwischen finden sich darauf schon etwa zwei Dutzend Namen.
Wie das Konklave abläuft
Das Konklave findet unter strengster Geheimhaltung statt, abgeschottet vom Rest der Welt. Der Name kommt vom lateinischen «cum clave» – also «mit dem Schlüssel», im Sinne von «eingeschlossen». Los geht es an diesem Mittwoch um 16.30 Uhr mit dem Einzug der Kardinäle in die Sixtinische Kapelle. Zuvor findet im Petersdom am Vormittag noch einmal eine grosse Messe statt.
Störsender sollen jede Kommunikation zwischen dem abgeschirmten Bereich des Vatikans, in dem sich die Kardinäle aufhalten, und der Aussenwelt verhindern. Es gibt weder Fernsehen noch Radio oder Internet. Wenn die Türen der Kapelle sich hinter ihnen schliessen, schwören die Kardinäle Geheimhaltung. Auch alle, die zu ihrer Versorgung oder für medizinische Notfälle in der Nähe bleiben, müssen einen Eid ablegen.
Wann kommt das Habemus Papam?
Gewählt wird zu festgelegten Terminen – nach der ersten Runde am Mittwoch zweimal vormittags, zweimal nachmittags und so lange, bis ein Kandidat eine Zweidrittelmehrheit erhält. Nach erfolglosen Wahlgängen steigt schwarzer Rauch aus dem extra installierten Schornstein auf, nach der Papstwahl weisser. Dann folgt das Habemus Papam (Wir haben einen Papst): Der neue Pontifex tritt auf den Balkon des Petersdoms und zeigt sich den Zehntausenden, die unten auf dem Petersplatz auf ihn warten – und auch dem Rest der Welt.
Der Papst steht der grössten christlichen Glaubensgemeinschaft der Welt vor. Der katholischen Glaubenslehre zufolge ist er Nachfolger des Apostels Petrus und Stellvertreter von Jesus Christus auf Erden. Zudem ist er Bischof von Rom, Primas von Italien und Staatsoberhaupt des Vatikans. Grosse weltliche Macht hat der Papst nicht. Er ist aber für viele Menschen eine moralische Autorität.
Franziskus' Erbe
Franziskus wurde 2013 nach dem überraschenden Rücktritt seines deutschen Vorgängers Benedikt XVI. nach anderthalb Tagen gewählt, im fünften Wahlgang. In den zwölf Jahren seines Pontifikats meldete er sich immer wieder zu aktuellen Fragen zu Wort. Vor Kritik an Mächtigen schreckte er nicht zurück. Er verlangte mehr Menschlichkeit im Umgang mit Migranten, sorgte sich um die Natur oder kritisierte das Vorgehen Israels im Gaza-Krieg.
Der Argentinier – mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio – verzichtete auf viele Privilegien und Statussymbole. Er wurde 88 Jahre alt. Älter wurde nur ein einziger anderer Papst. Bestattet wurde er nicht im Petersdom im Vatikan, sondern in der Marienkirche Santa Maria Maggiore in der Nähe des Hauptbahnhofs – seiner Lieblingskirche in Rom.