Seit fast drei Wochen ist das Rettungsschiff «Open Arms» auf See. Einige Migranten hielten die desaströse Lage nicht mehr aus – und sprangen erneut ins Meer.
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Das Seenotrettungsschiff «Open Arms» hat rund 100 Flüchtlinge an Bord. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Seit fast drei Wochen wartet die «Open Arms» auf einen sicheren Hafen.
  • Inzwischen scheint die Lage an Bord immer mehr zu eskalieren.
  • Bereits zum zweiten Mal versuchten Migranten schwimmend an Land zu kommen.

Die Lage auf dem spanischen Rettungsschiff «Open Arms» ist nach wochenlangem Tauziehen um einen sicheren Hafen für die Migranten ausser Kontrolle geraten. Mehrere Migranten sprangen heute Dienstag ins Wasser und versuchten, die einige Hundert Meter entfernt liegende italienische Insel Lampedusa schwimmend zu erreichen.

Zunächst seien neun Menschen ins Meer gesprungen, twitterte die Hilfsorganisation Proactiva Open Arms. Später folgten ihnen fünf nach. Die italienische Küstenwache rettete sie aus den Fluten. Alle seien nach Lampedusa gebracht worden, schrieb die NGO Proactiva Open Arms. Ihr Fazit: «An Bord hat die Situation ihr Limit erreicht».

An Land seien die Migranten umgehend von Ärzten betreut worden, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Das Schiff ist seit fast drei Wochen auf See.

Bereits am Wochenende hatten sich mehrere Migranten ins Meer gestürzt, sie waren aber von Helfern zurück aufs Schiff gebracht worden. «18 Tage in einer Eisenkiste eingesperrt, Wasser und Lebensmittel rationiert... Die Situation ähnelt der eines libyschen Lagers, aber in italienischen Hoheitsgewässern», twitterte Proactiva-Gründer Oscar Camps.

«Open Arms»
Einer der insgesamt 107 Migranten an Bord der «Open Arms» beteten in den frühen Morgenstunden. - EPA

Stellt Spanien die erhoffte Lösung in Aussicht?

Die spanische Verteidigungsministerin Margarita Robles kündigte eine Lösung in den «nächsten Stunden» an. Wie genau diese Lösung aussehen solle, liess sie offen.

Schon bevor klar war, wie die Lösung Spaniens aussehen wird, teilte Salvini mit: «Spanische NGO, spanisches Schiff, spanischer Hafen: richtig so. Die italienische Kohärenz und die Standhaftigkeit zahlen sich aus, wir sind nicht länger das Flüchtlingslager Europas.»

Matteo Salvini
Matteo Salvini, Chef der rechtspopulistischen Lega in Italien. - dpa

Obwohl die «Open Arms» seit Tagen direkt vor Lampedusa liegt und sich mehrere EU-Staaten zur Aufnahme der Menschen bereiterklärt hatten, will Salvini die Menschen weiter nicht an Land lassen. «Das, was Salvini im Zusammenhang mit Open Arms macht, ist eine Schande für die gesamte Menschheit», sagte Robles.

Helfer lehnten Angebote bislang ab

Zeitweise befanden sich rund 160 Migranten an Bord, jedoch waren mehrmals Menschen in prekärem Gesundheitszustand an Land nach Italien oder Malta gebracht worden. Auch durften zuletzt 27 nicht begleitete Jugendliche in Lampedusa an Land gehen.

Die Regierung in Madrid hatte dem Schiff am Montag den nächstgelegenen spanischen Hafen angeboten – jedoch sah sich die NGO nicht in der Lage, in der prekären Lage an Bord noch tagelang quer über das Mittelmeer zu fahren. Italien hatte angeboten, die Migranten mit einem Schiff ihrer Küstenwache nach Spanien zu fahren.

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