Kunstdiebstähle: Täter werden immer professioneller

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Deutschland,

Weil sie ihre Kunden auch beraten, haben Versicherer einen genauen Blick auf die Sicherheit von Museen. Dort erlebt Eric Wolzenburg von der Allianz starken Gesprächsbedarf.

Keltische Goldmünzen. Der grösste keltische Goldfund des 20. Jahrhunderts wurde 1999 bei Manching gefunden. Nun wurde der Goldschatz von Einbrechern gestohlen.
Keltische Goldmünzen. Der grösste keltische Goldfund des 20. Jahrhunderts wurde 1999 bei Manching gefunden. Nun wurde der Goldschatz von Einbrechern gestohlen. - ---/Archäologische Staatssammlung /dpa

Die spektakulären Kunstdiebstähle der letzten Zeit beschäftigen auch die Versicherer.

Sie hätten zu einem «deutlich verstärkten Dialog mit den Museen» geführt, sagt Eric Wolzenburg, der Leiter der Kunstversicherung bei der Allianz Sachversicherung. Dabei gehe es um die Fragen: «Könnte uns das, was aktuell passiert ist, auch in unserem eigenen Museum passieren? Und was muss getan werden, um diese Gefährdung möglichst aufzuhalten?»

Die Allianz gehört eigenen Angaben zufolge zu den grössten Kunstversicherern Deutschlands, die Versicherer beraten Museen oft auch beim Schutz der Ausstellungsstücke. Dabei gehe es in der Regel um die drei Aspekte mechanische Sicherung wie Sicherheitsglas, elektronische Sicherung wie Alarmanlagen und den organisatorischen Teil der Sicherheitslösungen – beispielsweise Wachpersonal. Sinnvoll sei eine Kombination aus mehreren Massnahmen.

Drei Aspekte mechanischer Sicherung

Ausserhalb der Öffnungszeiten spiele insbesondere die Alarmanlage eine wichtige Rolle. «Wir verlangen redundante Meldewege. Oft geht es dabei um Lösungen, die sowohl auf Leitungen als auch auf drahtlose Technologien wie Mobilfunk oder Satelliten setzen,» sagt Wolzenburg. Zum konkreten Fall in Manching äussert sich der Experte nicht. Dort hatte laut Polizei aber das Kappen von Glasfaserleitungen in der Nähe des Museums die Alarmmeldung verhindert.

«Was wir sehen, ist eine zunehmende Professionalisierung auf der Täterseite», sagt Wolzenburg. Immer häufiger seien es nicht Einzelpersonen, «sondern eine Gruppe hoch spezialisierter Akteure». Oft werde dabei auch Insiderwissen genutzt. «Letztlich muss klar sein: Jedes Sicherheitssystem kann überwunden werden», sagt Wolzenburg. «Aber es geht deutlich schneller, wenn Insiderinformationen vorliegen, und Zeit ist ein kritischer Faktor.»

Abwägen zwischen Sicherheit und Präsentation

Welche Massnahmen eingesetzt würden, sei für die Museen einerseits ein Abwägen zwischen Sicherheit und Präsentation, sagt der Experte. «Es bringt ja nichts, die Kunstwerke hinter zentimeterdickem Sicherheitsglas zu verstecken.» Andererseits gebe es natürlich auch betriebswirtschaftliche Überlegungen. Ein wichtiger Aspekt sei aber immer, sensibles Wissen nicht nach aussen dringen zu lassen.

Stark steigende Versicherungsprämien müssen die Museen aber wohl nicht fürchten. «Manching wird aus meiner Sicht nicht dazu führen, dass sich das Prämienniveau im Kunstversicherungsmarkt deutlich verändert», sagt Wolzenburg. Dessen Dimensionen sind durchaus gross. «Der Wert aller Kunstschätze, die in Deutschland derzeit gezeigt werden, liegt deutlich im zweistelligen Milliardenbereich», sagt der Experte. Hinzu komme noch der Institutionelle Bereich mit Restaurateuren, Lagern, Rahmenmachern oder Transporteuren. Und natürlich gebe es auch Privatpersonen oder Stiftungen mit wertvollen Sammlungen.

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