Abwarten und Tee trinken - von dieser Devise hält ein Erfinder aus Hessen nicht viel. Ihn störte das herkömmliche Teebrühen. Daher hat er eine Form der Zubereitung entwickelt, die ohne Beutel auskommt.
Simon Schmidt will einen Spender mit Teaballs auf den Markt bringen. Mit den aus Pflanzenextrakten bestehenden Teaballs ist das Teezubereiten ohne Beutel oder Filter möglich. Foto: Jörn Perske
Simon Schmidt will einen Spender mit Teaballs auf den Markt bringen. Mit den aus Pflanzenextrakten bestehenden Teaballs ist das Teezubereiten ohne Beutel oder Filter möglich. Foto: Jörn Perske - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Seine Idee dreht sich um Tee.

Wenn es nach Simon Schmidt geht, sollte das Aufbrühen schneller gehen - ohne Teebeutel, Filter oder Sieb. «Unpraktisch», findet er.

Auf die Idee gekommen ist Schmidt bei einem Hotel-Frühstück: Er ärgerte er sich über einen Fleck von schwarzem Tee auf der Kleidung. Da kam ihm der Geistesblitz: «Gibt es da nichts Praktischeres als Teebeutel»? Dessen Erfindung sei immerhin schon älter als 90 Jahre.

Schmidt führt das Resultat seiner Entwicklungen in der heimischen Küche vor: Er greift zu einem kleinen Behälter, der an einen Süssstoffspender erinnert. Aus ihm gibt er ein paar kleine Kügelchen in eine Tasse mit heissem Wasser. «Kurz umrühren, einen Moment warten, schon haben sie sich aufgelöst - fertig», demonstriert Schmidt.

Teekügelchen aufkochen

Schmidt hat seiner Idee den Namen gegeben. Das Produkt plant er am 14. Mai vorzustellen und dann auf den Markt zu bringen. Die Teaballs hat er zusammen mit einer Partnerfirma in mehreren Geschmacksrichtungen entwickelt. Das Marken-Aussehen ist entworfen. Der Markenname ist geschützt. Aber Fragen zur maschinellen Grossproduktion müssen noch geklärt werden, wie Schmidt sagt.

Werden sich Käufer für Tee-Kügelchen begeistern lassen? «Bei der Marktforschung kommt das Produkt schon mal gut an», betont er. Er habe auch bereits positive Gespräche mit dem Handel geführt. «Da gibt es einige Interessenten. Aber ich darf noch nichts verraten.» Die Teaballs bestehen aus reinen Pflanzenextrakten ohne Zusatzstoffe, wie Schmidt erklärt. 60 Milligramm pro Kügelchen. Pro Tasse verwendet er zwei, drei Kügelchen. Dosiert wird je nach Geschmack.

Methode ist praktisch und nachhaltig

Schmidt sagt: «Ich habe nicht die Absicht, das Teetrinken zu revolutionieren. Aber es wird sicher viele Konsumenten geben, die auch die Vorteile entdecken werden: weniger Abfall, mehr Nachhaltigkeit, praktisch transportierbar in der Hosentasche.

Für Experten ist die Verwendung von Extrakten zur Teezubereitung zwar nicht neu, aber sie halten das Konzept für interessant. «Die Idee finde ich toll und innovativ», sagte , Professor für Lebensmitteltechnologie an der Hochschule Fulda. Die Teaballs trügen mehreren Trends Rechnung: weniger Abfall, mehr Nachhaltigkeit.

Auch Harald Seitz, Sprecher beim Bundeszentrum für Ernährung (Bonn), sagte, das Produkt passe zum Zeitgeist der To-go-Generation - dem schnellen, zwanglosen Konsum im Vorbeigehen. Doch kritisch sieht der Oecotrophologe: «Ich kann mir kaum einen Teetrinker vorstellen, der auf ein solches Produkt umsteigt, da es bei Teezeremonien mit Aufgiessen eher um Ent- statt um Beschleunigung geht.» Dennoch hält auch er das Konzept für technologisch beachtenswert.

Sind auch Teekenner überzeugt?

Und was meinen potenzielle Käufer? Joaquin Enriquez aus Kassel, Betreiber einer für Tee-Trinker und selbst grosser Tee-Fan, sagt: Den Geschmack breiter Bevölkerungsschichten könnten die Teaballs vielleicht treffen. «Aber ambitionierte Geniesser lassen sich bestimmt nicht überzeugen.» Er glaube nicht, dass die Kügelchen das Aroma von hochwertigem Tee wiedergeben könnten. «Ein frisch gepresster Fruchtsaft ist schliesslich auch besser als Konzentrat.» Was auch immer Teetrinker bevorzugen - der Markt ist gross. Allein in Deutschland trinkt jeder Bürger laut Statistik 70 Liter Tee pro Jahr, wie der Deutsche Teeverband mitteilte.

Für das Ergebnis seiner nicht alltäglichen Arbeit wurde Simon Schmidt bereits mit dem prämiert. 2017 präsentierte der Wirtschaftsingenieur für den Wettbewerb ein Reparaturverfahren für Bahnschienen-Teile. Schmidt hat bereits einige Produkte und Geschäftsideen entwickelt. Mal geht es um Batterien für Elektro-Autos, um eine Verkaufsplattform für Videospiele und Konsolen oder um ein Werkzeug, mit dem lotrechte Bohrlöcher und Gewinde ohne aufwendige Maschinen gelingen sollen.

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