Krise in Monaco – Regierungschef sagt vor Amtsantritt ab
Kurz vor Amtsantritt wirft Monacos designierter Regierungschef Philippe Mettoux das Handtuch – wegen Widerständen im Fürstentum.

Im von einer Affäre um Korruption und Einflussnahme geplagten Fürstentum Monaco hat der von Fürst Albert II. ernannte neue Regierungschef Philippe Mettoux eine Woche vor Amtsantritt abgesagt.
Es werde bereits im Vorfeld versucht, ihn an einer erfolgreichen Ausführung seines Amtes zu hindern, begründete der französische Spitzenbeamte (66) seinen Schritt nach verschiedenen Gesprächen im Fürstentum in einer Erklärung. Er hätte sein Amt des Staatsministers am 4. Juli antreten sollen.
Es seien bereits «negative und gegensätzliche Kräfte am Werk», die «die archaischen Praktiken der Vergangenheit fortführen und mich daran hindern, die mir von Fürst Albert übertragene Aufgabe zu erfüllen», hiess es in der Erklärung weiter. Es sei ihm leider klar geworden, «dass ich nicht über die notwendigen Hebel verfügen werde, um das neue Kapitel aufzuschlagen, das der Fürst gefordert hat».
Fürstenhaus reagiert auf Rückzug
Fürst Albert II. bat Interims-Regierungschefin Isabelle Berro-Amadeï zunächst im Amt zu bleiben. Die Regierung von Monaco erklärte, sie bedauere «die böswilligen Äusserungen in der Presse und in sozialen Netzwerken, deren einziges Ziel es ist, dem Image und dem Ruf Monacos zu schaden».
Seit der Veröffentlichung eines Dossiers mit anonymen Anschuldigungen gegen bisherige Vertraute des Fürsten 2021 gibt es in Monaco eine juristisch-mediale Schlammschlacht und eine Lawine von Ermittlungsverfahren. Den früheren Vertrauten wird Veruntreuung vorgeworfen.
Diese wiederum prangern die angebliche Einflussnahme eines namhaften Immobilienmagnaten auf Entscheidungen in Monaco an, werden zugleich aber einer zu grossen Nähe zu Konkurrenten des Magnaten bezichtigt.
Ehemaliger Präsident unter Verdacht
Zuletzt war am Mittwoch der ehemalige Präsident des Obersten Gerichtshofs von Monaco und frühere Prinzenvertraute, Didier Linotte, wegen des Verdachts der Korruption, Geldwäsche und Einflussnahme unter Justizaufsicht gestellt worden.
Der Finanzplatz Monaco gilt als Tummelplatz der Betuchten und Superreichen und war lange Zeit ein Steuerparadies. Monaco aber sieht sich schon lange dem Vorwurf ausgesetzt, zu wenig gegen Geldwäsche und die Bekämpfung der Finanzkriminalität zu tun. Anfang Juni erst nahm die Europäische Kommission das Fürstentum auf eine Liste von Ländern mit strategischen Mängeln in diesem Bereich auf.