Der Anstieg der Corona-Infektionszahlen verstärkt die Debatte um eine mögliche Rückkehr der Maskenpflicht in Innenräumen.
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Krankenhaus - AFP/Archiv

Die Verband der deutschen Krankenhäuser forderte am Wochenende eine schnelle Wiedereinführung der Massnahme. Bei Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) stiess die Forderung allerdings auf Widerspruch.

Er sei in diesem Punkt «derzeit zurückhaltend», betonte Söder der «Bild am Sonntag». Jeder könne sich vor einer Coronainfektion selbst schützen, indem er sich impfen lasse und freiwillig eine Maske trage, fügte der CSU-Chef an.

Der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gass, sprach sich dagegen für eine rasche Einführung der Maskenpflicht in Innenräumen aus. Angesichts der hohen Corona-Infektionszahlen stünden die Kliniken «mit dem Rücken zur Wand», sagte er den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. In den meisten Kliniken sei ein Normalbetrieb bereits «nicht mehr möglich».

Aktuell gebe es bereits so viele Corona-Patientinnen und -Patienten wie zu Spitzenzeiten dieses Jahres«, sagte Gass weiter. Der Trend sei dabei weiter negativ. »Das heisst, wir werden in der nächsten Woche wahrscheinlich einen neuen Rekordwert vermelden müssen. Auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Krankenhäuser gebe es immer mehr Ausfälle. Neben Corona trage dazu auch die saisonal hohe Zahl von Atemwegserkrankungen bei.

Für die Krankenhäuser bedeute dies, dass bereits jetzt «etwa planbare Operationen und Behandlungen verschoben, Betten gesperrt werden, weil Personal fehlt, und sich Krankenhäuser zeitweise von der Notfallversorgung abmelden müssen». Davon betroffen sei derzeit etwa die Hälfte der Kliniken.

«Daher sollten die Landesregierungen gemeinsam mit ihren regionalen Gesundheitsämtern schauen, wo Maskenpflichten in Innenräumen, auch bei grossen Menschenansammlungen, angebracht sind», fordert Gass. Es gehe aber nicht nur um Vorschriften, sondern auch um «den Appell an die Menschen», freiwillig Masken zu tragen und empfohlene Impfungen in Anspruch zu nehmen

Zuvor hatten sich auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sowie mehrere Landesgesundheitsministerinnen und -minister für die Wiedereinführung der Maskenpflicht etwa in Geschäften ausgesprochen. Nach aktueller Rechtslage müssen darüber die Bundesländer jeweils für sich entscheiden. Grundlage dafür ist das aktuelle Infektionsschutzgesetz.

Laut einem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) wollen die meisten Landesregierungen allerdings vorerst noch abwarten. Konkrete Überlegungen für verschärfte Maskenpflichten gibt es bisher nur in Berlin und Brandenburg. In Niedersachsen gilt ein Stufenmodell, das Maskenpflichten von der Krankenhausbelegung mit Corona-Infizierten abhängig macht.

Im «Spiegel» warnte der Chef des Berliner Universitätsklinikums Charité, Heyo Kroemer, vor einer sich insgesamt zuspitzenden Situation in den deutschen Krankenhäusern. «Wenn wir nicht aufpassen, werden wir dieses in Deutschland selbstverständliche Niveau medizinischer Versorgung nicht mehr lange gewährleisten können», sagte er darin laut Vorabmeldung vom Sonntag.

Kroemer äusserte sich dabei mit Blick auf die Belastungen durch Corona sowie andere aktuelle Entwicklungen wie die Energiepreiskrise. «Wir erleben gerade, wie sich viele Notlagen gegenseitig verschärfen: die Klimakrise, die Energiekrise, der Krieg in der Ukraine, die Inflation.» Das betreffe die Krankenhäuser als «Spiegel der Gesellschaft», sagte der Vorstandschef.

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