Die Gebeine von tausenden Juden befinden sich seit der Massenerschiessung 1944 am Grund der Donau. Israelische Taucher wollen sie finden.
Trauernde legen ihre Schuhe zum Denkmal an der Donau.
Trauernde legen ihre Schuhe zum Denkmal an der Donau. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der jüdische Rettungsdienst Zaka will Knochen von Holocaust-Opfern in der Donau finden.
  • Im Jahr 1944 erschossen Faschisten tausende Juden in Budapest.

Israelische Taucher suchen rund 75 Jahre nach den Massenerschiessungen Tausender Juden während des Holocaust deren Überreste in der Donau in Budapest. Zunächst werde ein Team des jüdischen Rettungsdienstes Zaka mit einem speziellen Ortungsgerät den Fluss nach Knochen der Opfer durchsuchen, sagte eine Sprecherin der Organisation heute Dienstag. Anschliessend würden professionelle Taucher im Auftrag von Zaka die Gebeine bergen.

Zaka hat nach eigenen Angaben drei Jahre lang um die Erlaubnis gerungen, nach den Knochen der Opfer suchen zu dürfen. Ziel ist, den Opfern eine Beerdigung nach jüdischem Glauben zu ermöglichen.

Israels Innenminister Arie Deri zeigte sich in Budapest erfreut über die Zusage seines ungarischen Amtskollegen für «Unterstützung und technologische Ausrüstung zum Nutzen des Projektes».

Das Denkmal für die Holocaust-Opfer von 1944.
Das Denkmal für die Holocaust-Opfer von 1944. Tausende Juden sind nach ihrer Erschiessung in die Donau gefallen. - Keystone

Die Erschiessung von Juden an der Donau Ende 1944 bildete den Schlusspunkt des ungarischen Holocaust. Bereits zwischen April und Juni 1944 hatten die Behörden unter dem Hitler-Verbündeten Miklos Horthy (1868-1957) mehr als eine halbe Million ungarischer Juden in Zusammenarbeit mit den Deutschen nach Auschwitz deportiert.

Die Juden in Budapest blieben zwar von den Deportationen verschont. Aber im Oktober 1944 putschten sich – mit deutscher Unterstützung – die offen faschistischen Pfeilkreuzler an die Macht. Ihre Milizen holten in Budapest im Winter Tausende Juden aus ihren Wohnungen, führten sie ans Donauufer und erschossen sie. Zuvor mussten die Opfer mit Pickeln Löcher in die Eisdecke des gefrorenen Stroms schlagen.

Die Organisation Zaka ist bekannt für schwierige Einsätze in Israel etwa nach Unfällen und Selbstmordanschlägen, bei denen ihre Mitarbeiter vor Ort erste Hilfe leisten oder Leichenteile einsammeln.

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