Kinder und Jugendliche beklagen fehlende Zeit mit Eltern und mangelnde Sicherheit

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Deutschland,

Die meisten Kinder und Jugendliche sehen sich materiell gut versorgt, beklagen aber fehlende Zeit ihrer Eltern und zu wenig Mitspracherecht in der Schule.

Kinder in einer Grundschule
Kinder in einer Grundschule - dpa/AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Umfrage: Überwiegend Zufriedenheit mit materieller Ausstattung.

Eine am Dienstag von der Bertelsmann-Stiftung veröffentlichte Studie deckt Nöte fernab der finanziellen Absicherung auf: «Sicherheit, Zeit mit Eltern und Freunden, Zuwendung sowie erwachsene Vertrauenspersonen und Beteiligungsmöglichkeiten zählen aus Sicht der grossen Mehrheit der Kinder und Jugendlichen zum guten Aufwachsen dazu.»

Datengrundlage ist die internationale Kinder- und Jugendbefragung Children?s Worlds für Deutschland, bei der die Bertelsmann-Stiftung mitgewirkt hat. Die Stiftung befragte gemeinsam mit Sabine Andresen von der Goethe-Universität Frankfurt im Schuljahr 2017/2018 rund 3450 Schülerinnen und Schüler im Alter von acht bis vierzehn Jahren.

Unter der Überschrift «Fragt sie doch selbst!» äussern sich die Kinder und Jugendlichen dazu, was aus ihrer Sicht für gutes Aufwachsen erforderlich ist. Zwar gibt mehr als die Hälfte der Befragten an, sich gelegentlich, häufig oder immer um die finanzielle Situation ihrer Familie zu sorgen. Doch sie zeigen sich grundsätzlich zufrieden mit ihrer materiellen Ausstattung.

Die Bertelsmann-Stiftung verweist in dem Zusammenhang auf die Ergebnisse zahlreicher Armutsstudien, wonach es etwa jedem viertem Kind kaum möglich sei, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Nötig sei daher ein Teilhabegeld ? eine finanzielle Direktleistung, die besonders arme Kinder und Jugendliche unterstützt, so die Stiftung.

Gut fünf Prozent der Achtjährigen finden der Studie zufolge nicht, dass es in ihrer Familie jemanden gibt, der sich um sie kümmert. Bei den 14-Jährigen sind es sogar rund zehn Prozent. Gerade ältere Kinder beklagen häufiger die fehlende Zeit ihrer Eltern. Auch mit Blick auf Vertrauenspersonen in der Schule hat ungefähr die Hälfte der älteren Schüler nicht den Eindruck, dass sich ihre Lehrer um sie kümmern.

«Kinder und Jugendliche brauchen erwachsene Vertrauenspersonen, sowohl in Familien als auch in den Schulen», betonte Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung. Besorgniserregend sei auch das Studienergebnis, wonach sich rund ein Drittel der Kinder an Haupt-, Gesamt- oder Sekundarschulen nicht sicher fühle. Zudem gaben 50 bis 60 Prozent der Befragten an, nicht oder nicht sicher über ihre Rechte Bescheid zu wissen.

Das Deutsche Kinderhilfswerk erklärte, die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an sie betreffenden Entscheidungen müsse «endlich zu einer Selbstverständlichkeit werden». Dies müsse im Grundgesetz verankert werden, zudem müsse das Wahlalter gesenkt werden, forderte Bundesgeschäftsführer Holger Hofmann.

Die jugendpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Beate Walter-Rosenheimer, verwies auf die Klimaproteste junger Menschen. Die Fridays-for-Future-Bewegung mache deutlich, «dass Jugendliche eine eigene Meinung haben, sich organisieren können und wollen und nicht länger tatenlos zusehen, wie Erwachsene über ihre Zukunft bestimmen».

Linken-Chefin Katja Kipping forderte mit Blick auf die Angst jedes zweiten befragten Kindes vor Armut: «Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, wie notwendig die Einführung einer Kindergrundsicherung ist, nun liegt er vor.» Die Linke unterstütze daher das Bündnis für eine Kindergrundsicherung von rund 600 Euro für alle Kinder und Jugendlichen.

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