Journalist nennt Angela Merkel «Geburtshelferin der AfD»
Ein Journalist sagt, Angela Merkel sei 2015 mit ihrer Flüchtlingspolitik die «Geburtshelferin der AfD» gewesen. In der ARD nimmt die Ex-Kanzlerin Stellung.

Das Wichtigste in Kürze
- Angela Merkel sei die «Geburtshelferin der AfD» gewesen, sagt ein Journalist.
- Merkel verteidigt in einer ARD-Reportage ihre Entscheidung von 2015.
«Wir schaffen das!» Diese Worte von Angela Merkel sind in die Geschichte eingegangen. Ihre Migrationspolitik löste hitzige Debatten aus und brachte der damaligen Bundeskanzlerin auch Kritik ein.
In der ARD-Reportage «Merkels Erbe – Zehn Jahre ‹Wir schaffen das!›» geht Journalist Ingo Zamperoni der Frage nach: Hat es Deutschland tatsächlich geschafft?
Zamperoni trifft in seiner Reportage auch Journalist Robin Alexander, stellvertretender Chefredakteur der «Welt». Dieser sieht Merkels Erbe kritisch: 2015 sei der «Startpunkt für das, was wir heute erleben» gewesen. Und weiter: «Merkel ist die Geburtshelferin der AfD. Sie wollte es nicht, aber es gehört zu ihrem Erbe.»
Das sagt Angela Merkel zu den Vorwürfen
Wie sieht Angela Merkel selbst diese Einschätzung? Im Interview mit Zamperoni sagt sie: «Ich war auch verwundert, wie sehr mir diese drei Worte ‹Wir schaffen das› um die Ohren gehauen wurden.»
Gemäss Merkel sollten die Worte lediglich ausdrücken, dass Deutschland vor einer grossen Herausforderung stand.
Merkel betont: «Ich habe auch nicht gesagt ‹Ich schaffe das›, sondern ‹Wir schaffen das›.» Dies, weil sie auf die Menschen im Land gehofft habe.
Zamperoni fragt nach, ob sie rückblickend glaubt, Deutschland damit überfordert zu haben. Merkel verneint: «Deutschland ist ein starkes Land.»
Merkel: «Was hätten wir denn tun sollen?»
Auf die Kritik reagiert sie mit einer Gegenfrage: «Was hätten wir denn tun sollen?» Die Optionen seien gewesen, die Menschen aufzunehmen oder sie mit Gewalt abzuweisen. «Das wäre keine Option für mich gewesen», stellt Merkel klar.
Auf die Frage, ob sie ihre Entscheidung bereut oder Zweifel hat, antwortet die Ex-Kanzlerin entschieden: «Nein, daran habe ich keine Zweifel!»
Dennoch räumt sie ein, dass ihre Entscheidungen 2015 dazu geführt haben könnten, dass sich mehr Menschen der AfD angeschlossen haben. Merkel: «Und dadurch ist die AfD sicherlich auch stärker geworden.»
Das habe sie aber nicht daran gehindert, eine aus ihrer Sicht richtige, vernünftige und menschenwürdige Entscheidung zu fällen, erklärt Merkel.