Istanbul: Touris tot – Verdacht: Sind Bettwanzen-Pestizide schuld?
Nach dem Tod einer Hamburger Familie in Istanbul rückt ein Verdacht in den Fokus: Wurden im Hotel illegale Pestizide gegen Bettwanzen eingesetzt?

Das Wichtigste in Kürze
- Illegale Bettwanzen-Pestizide könnten den Tod der Touris in Istanbul verursacht haben.
- Das betroffene Hotel wurde evakuiert, zwei weitere Gäste zeigten Vergiftungssymptome.
- Gästeberichte kritisieren teils massive Hygienemängel im betroffenen Hotel.
Der rätselhafte Tod einer 27-jährigen Mutter und ihrer beiden kleinen Kinder (3 und 6) in Istanbul nimmt eine dramatische Wendung. Immer deutlicher zeichnet sich ein brisanter Verdacht ab: Die deutsche Familie könnte durch illegale Pestizide in ihrem Hotel vergiftet worden sein.
Die Ermittler konzentrieren sich inzwischen weniger auf Streetfood-Stände in der Umgebung, sondern stärker auf das «Harbor Suites Hotel Old City». Zunächst hatten die Behörden mehrere Verkäufer von Süssigkeiten, Muscheln sowie einen Bäcker festgenommen.
Doch laut der türkischen Zeitung «Hürriyet» vermuten Experten inzwischen, dass die Ursache im Hotel selbst liegen könnte: Unsachgemäss eingesetzte Schädlingsbekämpfungsmittel, möglicherweise vom Schwarzmarkt.
Biologin schlägt Alarm: «Bettwanzen weitverbreitet – Hotels nutzen illegale Mittel»
Die Biologin Emel Kayıkçı äusserte gegenüber «Hürriyet» einen Verdacht, der weit über den Einzelfall hinausgeht. In Vierteln wie Fatih, Laleli und Beyazıt würden viele Hotels nicht mit zertifizierten Firmen arbeiten, sondern dubiose Anbieter beauftragen.
«Bettwanzen sind in den Hotelbetten dieser Gegenden weitverbreitet», sagt sie. «Diese Firmen kaufen illegale Pestizide auf dem Schwarzmarkt und setzen sie dann ein.»

Besonders gefährlich sei die sogenannte Begasung: «Dabei werden alle Lebewesen durch Einatmen abgetötet.» Wurden Betten gegen Bettwanzen besprüht, könnten die Chemikalien über die Haut aufgenommen werden – mit potenziell tödlichen Folgen. Die Polizei stellte Bettwäsche sowie Wasserproben sicher.
Gästeberichte: Zwischen Lob – und alarmierender Kritik
Spannend ist im Hinblick auf die jüngsten Ermittlungen zum Hotel auch das widersprüchliche Bild der Gästeberichte. Das «Harbor Suites Hotel Old City» in Istanbul präsentiert sich im Netz prunkvoll. Auf «booking.com» erreicht das Haus eine gute Durchschnittsnote von 8,5.
Doch viele Gäste äussern deutliche Kritik an Hygiene und Zustand der Zimmer. So berichteten Besucher im November 2025 von fleckigen Tüchern, Staub und einer herausstehenden Matratzenfeder.
Andere bemängelten bereits im Dezember 2024, dass die Zimmer kleiner und älter seien als auf den Fotos. Eine französische Bewertung aus dem September 2025 bezeichnete das Umfeld gar als «unhygienisch», mit schmutziger Bettdecke und kaum Reinigung.
Neben diesen kritischen Stimmen loben andere Gäste hingegen Service und Personal. Eine deutsche Familie hob im Februar 2024 die regelmässige Reinigung und die herzliche Betreuung hervor. Sie bemängelte jedoch ebenfalls die in die Jahre gekommene Ausstattung. Auch ein italienischer Gast zeigte sich im Oktober 2025 zufrieden und betonte Sauberkeit, tägliche Reinigung und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Weitere Touristen erkrankt – Hotel evakuiert
Der starke Kontrast zwischen positiven und stark negativen Eindrücken wirft Fragen auf, ob die Hygienestandards im Hotel gleichmässig eingehalten wurden. Im Rahmen der Ermittlungen könnte dies eine Rolle spielen – insbesondere beim Verdacht auf unsachgemäss eingesetzte Pestizide. Die toxikologischen Untersuchungen sollen nun klären, ob die Hamburger Familie tatsächlich Opfer illegaler Chemikalien wurde.
Die Familie Hamburg war übrigens am Sonntag angereist. Bereits am Mittwoch traten erste Beschwerden auf, die sich rasch verschlimmerten. Mutter und Kinder starben kurz darauf im Hotel. Der Vater (Alter nicht genannt) wird weiter intensivmedizinisch behandelt.
Brisant: Am Samstagabend wurde das Hotel vollständig geräumt. Anlass waren zwei weitere Gäste, die mit Übelkeit und Erbrechen ins Spital kamen. Beide – ein Italiener und ein Marokkaner – schweben laut Medien nicht in Lebensgefahr. Sämtliche Gäste wurden in andere Unterkünfte gebracht.

















