Politisch geht es in Island drunter und drüber. Zwei Wahlen in zwölf Monaten. Der konservative Regierungschef stolpert über einen Sexualverbrecher-Skandal - und kann sich vielleicht doch im Amt halten.
Die Oppositionsführerin Katrin Jakobsdottir (r.) könnte mit einem linken Bündnis Regierungschefin werden.
Die Oppositionsführerin Katrin Jakobsdottir (r.) könnte mit einem linken Bündnis Regierungschefin werden. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Oppositionsführerin Katrin Jakobsdottir könnte mit einem linken Bündnis Regierungschefin werden.
  • Auch der bisherige Ministerpräsident Bjarni Benediktsson erhebt Anspruch auf das Amt.

In der Wahlnacht in Island feiern sich gleich zwei Parteichefs wie Sieger. Die junge, charismatische Oppositionsführerin Katrin Jakobsdottir könnte mit einem linken Bündnis Regierungschefin werden. Dafür braucht sie jedoch mehr Partner als gewünscht. Zugleich erhebt der umstrittene bisherige Ministerpräsident Bjarni Benediktsson als Chef der stärksten Partei Anspruch auf das Amt. Wer von ihnen Island regieren wird, wird wohl erst nach schwierigen Koalitionsgesprächen feststehen.

Nach der Wahl am Samstag kommt Benediktssons Unabhängigkeitspartei als stärkste Kraft auf rund 25 Prozent und verliert damit deutlich. «Bei Wahlen geht es um eines: um Stimmen. Und wir haben die meisten Stimmen», rief Benediktsson in der Wahlnacht seiner Partei zu. Um Regierungschef zu bleiben, könnten ihm jedoch die Koalitionspartner fehlen, nachdem das Mitte-Rechts-Bündnis im September in einem Skandal um einen Sexualverbrecher platzte.

Jakobsdottirs links-grüne Bewegung gewinnt als zweitstärkste Partei rund 17 Prozent der Stimmen - ein leichtes Plus. Für das zuvor hoch gehandelte linke Dreierbündnis mit Sozialdemokraten und Piratenpartei reicht es aber nicht. Zwar legen die Sozialdemokraten wieder deutlich zu, die Piraten jedoch büssen nach dem Hype bei der letzten Wahl Stimmen ein. «Ich hoffe», sagte die 41-jährige Oppositionsführerin dennoch, «dass wir die nächste Regierung anführen werden und diese Gesellschaft besser für die Menschen machen.»

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