Peek & Cloppenburg hat Insolvenz angemeldet. Zwar stehen Jobs auf dem Spiel, Läden sollen jedoch keine aufgegeben werden.
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Das Logo von «Peek & Cloppenburg» an einem Türgriff in Berlin. - Jens Kalaene/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Peek & Cloppenburg hat Insolvenz angemeldet.
  • Nun sucht das Unternehmen Rettung in einem Schutzschirmverfahren.
  • Läden sollen keine geschlossen werden, jedoch sind Jobs in Gefahr.

Peek & Cloppenburg (P&C) hat Insolvenz angemeldet. Nun sucht die Firma Rettung in einem Schutzschirmverfahren. Während keine Filialen geschlossen werden sollen, stehen jedoch etliche Jobs auf der Kippe.

In den Läden soll es aber zu keinen Kündigungen kommen. Nur in der Verwaltung sei «ein nicht unwesentlicher Stellenabbau» nötig, wie die Firma mitteilt.

Die von P&C Düsseldorf unabhängige Firma Peek & Cloppenburg Hamburg ist vom Schutzschirmverfahren hingegen nicht betroffen.

Wirtschaftliches auf und ab für Insolvenz verantwortlich

Mithilfe des Schutzschirmverfahrens will P&C Düsseldorf nach eigenen Angaben die bereits angestossene Restrukturierung beschleunigen. Bei der auf Sanierung ausgerichteten Insolvenzvariante übernimmt ein gerichtlich bestellter Sachwalter die Aufsicht über die Rettung. Die Unternehmensführung behält die Kontrolle, wird aber von einem externen Sanierungsexperten beraten.

Notwendig geworden sei der Schritt durch die wirtschaftlichen Turbulenzen der vergangenen Jahre, betonte P&C. 2020 und 2021 habe die Pandemie zu einem Umsatzeinbruch geführt. «Die Auswirkungen haben uns stark getroffen und einen dreistelligen Millionenverlust verursacht», sagte Steffen Schüller, seit Juni Geschäftsführer des Unternehmens.

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Passant vor Geschäft von P&C in Stuttgart im März 2020 - AFP

Darüber hinaus sei das Konsumverhalten der Kundinnen und Kunden aufgrund des Ukrainekriegs sehr zurückhaltend.

Die wirtschaftliche Situation des Händlers zum Ende des vergangenen Jahres hin weiter eingetrübt hätten diverse Faktoren. Die Rede ist von Lieferengpässen, erhöhten Kosten, steigenden Zinsen und die leichte Rezession.

Onlinestrategie muss überdacht werden

Als Belastung erwies sich für P&C zuletzt offensichtlich auch sein Engagement im Onlinehandel. Um dem durch die Pandemie veränderten Kaufverhalten Rechnung zu tragen, hatte das Unternehmen seit 2021 seine Onlineaktivitäten stark ausgeweitet. Dafür wurde ein dreistelliger Millionenbetrag investiert.

Auch in diesem Bereich sei inzwischen eine Kaufzurückhaltung der Kunden zu beobachten, betonte das Unternehmen. Deshalb müsse auch die Onlinestrategie des Unternehmens überdacht werden.

«Unser Fokus liegt jetzt klar auf unserem Kerngeschäft im stationären Einzelhandel und damit bei unseren Stores. Der Onlinebereich ist nach wie vor wichtiger Bestandteil unseres Geschäftsmodells. Hier werden wir jedoch zurückhaltender agieren als noch in den Jahren zuvor», sagte Geschäftsführer Thomas Freude.

Auch hausgemachte Probleme verantwortlich

Der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein zeigte sich wenig überrascht von der Entwicklung bei P&C. «Im vergangenen Jahr konnte der stationäre Modehandel zwar von der Rückkehr der Menschen in die Innenstädte profitieren. Aber es gibt nur wenige Modehändler, die 2022 wirklich schon wieder an das Vorkrisenniveau anknüpfen und schwarze Zahlen schreiben konnten. P&C Düsseldorf gehörte offensichtlich nicht dazu.»

P&C habe aber nicht nur unter den allgemeinen wirtschaftlichen Turbulenzen gelitten. Hinzugekommen seien auch hausgemachte Probleme. «P&C Düsseldorf hat das Thema Onlinehandel von Anfang an versemmelt», urteilte der Branchenkenner.

Statt auf den bekannten Namen habe das Unternehmen online auf die Neukreation FashionID gesetzt. Das habe nicht funktioniert. Als man umgesteuert habe, sei es zu spät gewesen.

Folgt bereits der nächste Fehler?

Jetzt sei das Unternehmen dabei, den nächsten Fehler zu machen. «Dass P&C Düsseldorf online in Zukunft mit angezogener Handbremse agieren will, zeigt, dass man dort bis heute nicht verstanden hat, wo die Entwicklung im Handel hingeht», urteilte Heinemann.

Die rund 6800 P&C-Beschäftigten erhalten in den kommenden drei Monaten Gehälter von der Agentur für Arbeit. Für die Peek & Cloppenburg Retail Buying GmbH & Co. KG wurde ebenfalls ein Antrag auf ein Schutzschirmverfahren gestellt.

Weitere Gesellschaften der Gruppe im In- und Ausland sowie die Schwestergesellschaft Peek & Cloppenburg in Österreich sind nicht betroffen. Sie führen ihre Geschäftstätigkeit ohne Einschränkung fort. Dies betrifft auch die Anson’s Modehäuser in Deutschland.

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