Der einst international gesuchte Terrorist Carlos ist wegen einer möglichen Verkürzung seiner Haftstrafe vor einem Pariser Gericht erschienen.
Carlos: In den 70er Jahren, 2001 und 2013 (v.l.n.r.)
Carlos: In den 70er Jahren, 2001 und 2013 (v.l.n.r.) - AFP/Archiv

«Ich bin seit 27,5 Jahren im Zwangsurlaub in Frankreich», sagte der weisshaarige 71-Jährige beim Prozessauftakt am Mittwoch mit Blick auf seine Zeit im Gefängnis. Ehemals einer der meistgesuchten Terroristen der Welt, wurde «Carlos der Schakal», mit bürgerlichem Namen Ilich Ramírez Sánchez, in drei verschiedenen Verfahren zu lebenslanger Haft verurteilt.

Bei dem Prozess geht es um einen Granaten-Anschlag auf ein Kaufhaus auf dem Boulevard Saint-Germain, bei dem 1974 zwei Menschen getötet und 34 weitere verletzt wurden. 2019 hatte der Kassationsgerichtshof, das oberste Gericht Frankreichs, den Fall zurück an das Pariser Gericht verwiesen: Der Angeklagte sei womöglich zweimal für dieselbe Tat verurteilt worden. In dem Verfahren war ihm sowohl der Einsatz als auch das Mitführen der Granate zur Last gelegt worden.

Für die Anhörungen sind nun drei Gerichtstage angesetzt. Es geht allein um die Dauer seiner Haftstrafe, nicht um seine Schuld, die als erwiesen angesehen wird.

Carlos sitzt seit mehr als einem Vierteljahrhundert in Frankreich im Gefängnis, nachdem er 1994 im Sudan aufgespürt und festgenommen worden war. Wegen des Pariser Anschlags wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht hielt es für erwiesen, dass er mit dem Anschlag ein Mitglied der Japanischen Roten Armee freipressen wollte, einen Zweig der Volksfront zur Befreiung Palästinas. Carlos wies die Vorwürfe vor Gericht zurück.

Der Venezolaner verbüsst noch zwei weitere lebenslange Haftstrafen: Die eine wegen der Ermordung von drei Männern - unter ihnen zwei Polizisten - in Paris im Jahr 1975, die zweite wegen vier Sprengstoffanschlägen in Frankreich in den Jahren 1982 und 1983 mit insgesamt elf Toten und knapp 150 Verletzten.

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