In Paris gilt seit Montag auf den meisten Strassen Tempo 30. Das rot-grün regierte Rathaus will damit die Verkehrssicherheit in der französischen Hauptstadt erhöhen, den Lärm reduzieren und zum Klimaschutz beitragen, wie der stellvertretende Bürgermeister David Belliard von den Grünen kürzlich der Nachrichtenagentur AFP sagte.
Strassenverkehr in Paris
Strassenverkehr in Paris - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mehrheit der Bürger befürwortet laut Umfrage Verkehrsberuhigung.

Laut einer Umfrage befürwortet eine deutliche Mehrheit der Bürger die neue Geschwindigkeitsbegrenzung.

Bisher waren laut der Verwaltung bereits rund 60 Prozent der Pariser Innenstadt als Tempo-30-Zonen ausgewiesen. Nun gilt dies flächendeckend. Allerdings gibt es Ausnahmen: Auf der Ringautobahn Périphérique ist weiter Tempo 70 erlaubt. Ausfallstrassen und einige grössere Verkehrsachsen wie der Boulevard Champs-Elysées dürfen mit 50 km/h befahren werden.

Der stellvertretende Bürgermeister Belliard hatte AFP im Juli bei Ankündigung von Tempo 30 gesagt, er wolle die Strassen der Hauptstadt «für die Schwächsten sichern»: Fussgänger, Radfahrer, Kinder und Senioren.

«Wenn alle langsamer fahren, sorgt das für mehr Sicherheit», sagte dazu am Montag der Pariser Pierre Morizot, der regelmässig mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt. Er finde es gut, dass «Fahrräder und Fahrradwege immer präsenter sind».

Der Taxifahrer Smaïl Chekimi sagte dagegen der Nachrichtenagentur AFP, Tempo 30 bereite ihm deutlich «mehr Stress». «Heute morgen war ein Kunde stinksauer, weil ich fünf bis zehn Minuten länger gebraucht habe als üblich», sagte der Fahrer mit 28 Berufsjahren. Nun drohten noch mehr Staus.

Die Cafébetreiberin Marie Hiz hofft dagegen auf mehr Ruhe: «Es gibt einfach zu viel Lärm», sagte sie hinter der Theke ihres Cafés «Le carrefour» an einer viel befahrenen Kreuzung nahe des Haussmann-Boulevards. «Manchmal kann ich mein eigenes Wort nicht verstehen.» Für Lieferfahrer sei das neue Tempolimit allerdings schwierig, räumte sie ein.

Die sozialistische Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo löst mit Tempo 30 eines ihrer Wahlkampfversprechen ein, das sie vor den Kommunalwahlen im vergangenen Jahr abgegeben hatte. Während der Corona-Pandemie baute Hidalgo zudem Radwege stark aus und reduzierte die Zahl der Parkplätze. Vor allem bei Pendlern aus dem Pariser Umland hat sie sich damit wenig Freunde gemacht.

Das Meinungsforschungsinstitut Ifop ermittelte für die Lokalzeitung «Le Parisien», dass 61 Prozent der Pariser Tempo 30 gutheissen. Skeptisch äusserten sich Menschen, die überwiegend das Auto oder Motorrad nutzen: Von ihnen signalisierten nur 36 beziehungsweise 29 Prozent Zustimmung zu der Massnahme. Ifop befragte 1000 repräsentativ ausgewählte Pariser Bürger.

Auch andere Städte in Frankreich haben bereits in weiten Teilen Tempo 30 eingeführt. Dazu gehören Grenoble in den Alpen, Lille in Nordfrankreich und Nantes im Westen des Landes.

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