In Grossbritannien steigt die Sorge, dass es zu Weihnachten zu wenig bratfertige Truthähne und Schinken geben wird.
Truthahn
Ein Truthahn in Grossbritannien. - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der britischen fleischverarbeitenden Industrie fehlen 15'000 Beschäftigte.
  • Deswegen könne die Branche nur nur «Basisprodukte» an die Supermärkte liefern.

In Grossbritannien will die Regierung wegen des Treibstoffmangels nicht nur die Visavergabe für Lkw-Fahrer vorübergehend erleichtern – auch bis zu 1000 ausländische Arbeitskräfte für die Fleischindustrie sollen noch vor Weihnachten ein Visum bekommen.

Wie die «Times» am Freitag unter Berufung auf den Verband der fleischverarbeitenden Industrie berichtete, fehlen 15'000 Beschäftigte in der Branche, und die Sorge wächst, dass es zu Weihnachten zu wenig bratfertige Truthähne und Schinken geben wird.

Ein Verbandssprecher sagte der Zeitung, die Branche habe wegen des Arbeitskräftemangels nur «Basisprodukte» an die Supermärkte liefern können. «Wir hätten wirklich schon im Juni oder Juli mit den Vorbereitungen für die Weihnachtsproduktion beginnen müssen. Aber das ist bis jetzt nicht der Fall.» Der Sprecher warnte vor Engpässen etwa bei Schinken und Würstchen zum Fest.

Regeln für ausländische Arbeitskräfte wurden verschärft

Grossbritannien hatte die Regeln für ausländische Arbeitskräfte nach dem Ausscheiden aus der Europäischen Union im Januar verschärft. Vergangene Woche kündigte die Regierung in London aber bereits an, sie werde 5000 ausländische Lkw-Fahrer für drei Monate einreisen lassen, weil derzeit nicht nur Tankstellen, sondern auch Supermärkte wegen Fahrermangels nicht beliefert werden können. Insgesamt sollen 10'500 Visa ausgestellt werden. Auch der Einzelhandel und die Gastronomie in Grossbritannien verlangen zur Weihnachtssaison Ausnahmeregeln, um Aushilfen aus dem Ausland einstellen zu können.

Die Vorsitzende des Landwirtschaftsverbandes Minette Batters appellierte am Freitag an die Regierung, eine «Tierwohlkrise» zu verhindern: Weil Metzger fehlten, könnten keine Schweine geschlachtet und verarbeitet werden, für die die Höfe keinen Platz mehr hätten. Der Vorsitzende der Schweinehalter, Rob Mutimer, warnte vor einer «Massenkeulung»: «Das ist eine komplette Farce.» Möglicherweise müssen 150.000 Schweine in den nächsten zehn Tagen geschlachtet werden, die dann entweder verbrannt oder auf den Müll geworfen werden müssten, weil Metzger zur Verarbeitung des Fleisches fehlen, sagte Mutimer der BBC.

Das Innenministerium in London wiederholte, andere Länder der Welt hätten aktuell ähnliche Probleme. Die Regierung ziehe es vor, dass die Unternehmen langfristig in die Ausbildung britischer Fachkräfte investierten statt sich auf ausländische Kräfte zu verlassen".

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