Ein Mann greift in einem Zug offensichtlich wahllos Menschen an. Vieles sieht zunächst nach der Tat eines Kranken aus. Doch nun ergibt sich ein anderes Bild.
Hamburg
Bei einer Messerattacke im ICE Passau-Hamburg (D) waren drei Menschen schwer verletzt worden. - Angelika Warmuth/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im November hat ein Mann in einem deutschen Zug Menschen mit einem Messer attackiert.
  • Zunächst gingen die Ermittler davon aus, dass der Angreifer psychisch krank war.
  • Doch nun sieht es danach aus, dass der Angriff islamistisch motiviert war.

Mehr als vier Monate nach einer Messerattacke in einem ICE zwischen Regensburg und Nürnberg (D) gehen die Ermittler von einer islamistisch-extremistischen Tat aus. Daher habe der Generalbundesanwalt in Karlsruhe den Fall übernommen, teilte die Generalstaatsanwaltschaft München mit.

Zuvor hatte die «Süddeutsche Zeitung» (Montag) berichtet. Die Ermittler gehen seit geraumer Zeit davon aus, dass der Mann bei der Messerattacke im vergangenen November schuldfähig war. Der damals 27-Jährige hatte vier Männer im Alter zwischen 26 und 60 Jahren angegriffen und verletzt.

Mann wird versuchter Mord vorgeworfen

Der Syrer sitzt in Untersuchungshaft. Die Ermittler hatten nach der Tat bei ihm etwa Propagandavideos der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) entdeckt. Unklar war bisher, ob eine extremistische Motivation bei der Attacke eine Rolle gespielt haben könnte.

Dem Mann werden unter anderem versuchter Mord in zwei Fällen, versuchter Totschlag sowie vorsätzliche Körperverletzung vorgeworfen.Erst Schuldunfähigkeit vermuteKurz nach dem Angriff vom 6. November war ein Gutachter zunächst noch davon ausgegangen, dass der Verdächtige zur Tatzeit schuldunfähig gewesen sein könnte.

In diesem ICE fand die Messerattacke statt. Foto: Angelika Warmuth/dpa
In diesem ICE fand die Messerattacke statt. Foto: Angelika Warmuth/dpa - dpa-infocom GmbH

Er war daraufhin in einem Bezirksklinikum untergebracht worden. «Ich bin krank. Ich brauche Hilfe» – so soll sich der Mann bei seiner Festnahme sinngemäss geäussert haben. Paranoide Schizophrenie stand im Raum.

Blutverschmiertes Messer in Hose gefunden

Dennoch übernahm zunächst die bei der Generalstaatsanwaltschaft München angesiedelte Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) die Ermittlungen. Das passiert immer dann, wenn bei einem Verfahren mit grösserer Bedeutung eine extremistische oder terroristische Motivation denkbar ist.

Der Verdächtige hatte sich nach der Attacke im ICE Passau-Hamburg widerstandslos festnehmen lassen. In seiner Hose fanden Polizisten ein blutverschmiertes Klappmesser mit einer Klingenlänge von acht Zentimetern.

Der Syrer wohnte nach früheren Angaben der Behörden seit seiner Einreise im Jahr 2014 durchgehend in Niederbayern. Seine Eltern und Geschwister lebten anderswo in Deutschland. Eine Abschiebung musste der in Damaskus geborene junge Mann nicht befürchten. 2016 wurde er als Flüchtling anerkannt.

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