Hängepartie in den USA – Schock und Empörung in Europa
US-Präsident Donald Trump rief vor Auszählung der Stimmen seinen Wahlsieg aus. In Europa sorgte sein Verhalten für Schock und Empörung.

Das Wichtigste in Kürze
- Die US-Präsidentschaftswahlen sind in vollem Gange.
- Donald Trump liess sich vor Auszählen der Stimmen als Sieger feiern.
- Mit diesem Verhalten stösst der Amtsinhaber auf Empörung in Europa.
Der Nervenkrieg um die US-Präsidentschaftswahl hat Berlin und Brüssel am Mittwoch geschockt und empört. Politiker fast aller deutschen Parteien übten scharfe Kritik am Verhalten von Amtsinhaber Donald Trump. Dieser hat sich in einem extrem engen Rennen gegen seinen Herausforderer Joe Biden vor Auszählung aller Stimmen zum Sieger ausgerufen. Und viele kamen zu dem Schluss: Europa muss sich auf sich selbst besinnen.
Von höchsten Stellen in Europa kam hingegen beredtes Schweigen. Die Bundesregierung als Ganzes wollte mit Hinweis auf das noch fehlende Endergebnis die Wahl nicht kommentieren. In Brüssel äusserte sich ein Sprecher von Kommissionschefin Ursula von der Leyen ganz ähnlich. Zumindest indirekt widersprachen beide damit aber Trump, dass ein Ergebnis bereits vorliege.
Sloweniens Ministerpräsident gratulierte Trump zum Sieg
Von der Leyen selbst äusserte sich nicht, ebenso wenig EU-Ratschef Charles Michel oder Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Sie alle vermieden es tunlichst, vorschnell aufs falsche Pferd zu setzen. Einer allerdings liess sich von solch diplomatischen Gepflogenheiten nicht abhalten: Der slowenische Ministerpräsident Janez Jansa preschte vor und gratulierte Trump schon zum möglichen Sieg.
Die französische Nationalistin Marine Le Pen äusserte sich ebenfalls positiv über einen möglichen Wahlsieg Trumps. Und AfD-Chef Jörg Meuthen konnte die Aufregung über dessen Verhalten nicht nachvollziehen. Man müsse sich deshalb keine Sorgen um das Funktionieren der Demokratie in den USA machen, sagte er.

Was kaum jemand offen aussprach: In Deutschland und auch auf EU-Ebene hatten viele auf eine eindeutige Mehrheit Bidens gehofft. In Umfragen vor der Wahl hatte sich eine grosse Mehrheit den Herausforderer von der Demokratischen Partei als US-Präsidenten gewünscht. Nur etwa jeder Zehnte war für Trump. Auf politischer Ebene ist es nicht viel anders, denn Trump sorgte international in den vergangenen vier Jahren für viel Unruhe.
Trump agiert gegen Kernanliegen der EU
Trump hatte das Pariser Klimaabkommen gekündigt, was ausgerechnet an diesem Mittwoch wirksam wurde. Er stieg zudem aus dem Iran-Atom-Deal aus, beides sind Kernanliegen der EU. Trump feuerte zudem Breitseiten gegen internationale Gremien wie die Weltgesundheitsorganisation WHO und die Welthandelsorganisation WTO.

Europa hoffte auf schnelle und eindeutige Rückkehr zu dieser auf Kooperation und Regeln ausgelegten Weltordnung. Doch diese klare Absage an den «Trumpismus» kam nicht, soviel zumindest war am Mittwoch klar.