Autos oder Maschinen ohne Mikrochips sind kaum vorstellbar. In manchen Branchen könnten Halbleiter noch länger knapp bleiben als befürchtet.
Ein Verbindungsprozess (Aluminiumbonden) zwischen Elektronikträger und Halbleiter. Foto: Daniel Karmann/dpa
Ein Verbindungsprozess (Aluminiumbonden) zwischen Elektronikträger und Halbleiter. Foto: Daniel Karmann/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Halbleiter-Knappheit hönnte sich noch bis ins Jahr 2022 weiterziehen.
  • Erst die Inbetriebnahme frischer Kapazitäten könne Abhilfe schaffen.

Die Halbleiterknappheit mit ihren negativen Folgen etwa für Autobauer wird sich nach Experteneinschätzung noch weit ins kommende Jahr hinziehen.

In manchen Bereichen wie etwa Speicherchips dürfte sich die Lage erst mit der Inbetriebnahme frischer Kapazitäten in den Jahren 2023 bis 2024 entspannen, sagte Alan Priestley von der Analysefirma Gartner der Deutschen Presse-Agentur. Die Erholung in einzelnen Branchen werde angesichts der verschiedenen Ursprünge der Probleme unterschiedlich verlaufen.

«Perfekter Sturm» in Autoindustrie

Die Autohersteller etwa seien durch einen «perfekten Sturm» mit einer Kombination aus technologischem Wandel und Corona-Effekten besonders hart getroffen worden. Als die Auto-Nachfrage zu Beginn der Pandemie absackte, habe die traditionell mit geringen Lagerbeständen agierende Branche die Bestellungen bei den Chip-Anbietern zurückgefahren. «Nachdem später im Jahr eine Markterholung einsetzte, wollten sie wieder mehr Chips kaufen - doch die Hersteller haben die Kapazitäten inzwischen zu anderen stark nachgefragten Produkten umgeschichtet.»

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Die Autobranche ist von der Halbleiter-Krise hart betroffen. - Keystone

Ein Problem speziell für die Autobranche sei zudem, dass sie sich bereits bei der Entwicklung heutiger Fahrzeug-Modelle vor einigen Jahren auf bestimmte Halbleiter-Konfigurationen festlegen musste - für die zudem erhöhte Anforderungen an die Ausfallsicherheit gälten. «Der Spielraum zum Ausweichen auf Alternativen ist entsprechend schmal.» Ausserdem habe die Autobranche mit Dutzenden Millionen Fahrzeugen pro Jahr viel weniger Marktmacht als etwa die Smartphone-Anbieter, die Chips für hunderte Millionen Geräte bräuchten.

Notebooks-Nachfrage

Zur Auslastung der vorhandenen Chipwerke habe auch die sprunghaft gestiegene Nachfrage nach Notebooks mit dem Arbeiten und Lernen von Zuhause in der Pandemie beigetragen, betonte Priestley. Dadurch wurden auch wieder mehr einfache Halbleiter gebraucht, wie sie etwa in Netzteilen zum Einsatz kommen. Gerade in diesem Bereich seien die Kapazitäten aber über Jahre abgebaut worden - und könnten nicht in kurzer Zeit wieder aufgebaut werden.

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