Als die Bevölkerung in Kuba aufbegehrte, steckte die kubanische Regierung viele Menschen ins Gefängnis. Etliche sitzen noch heute – einige landeten im Exil.
Hamlet Lavastida
Der Künstler Hamlet Lavastida arbeitet in seiner Werkstatt an dem Werk «Prision el Piterre». - Soeren Stache/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Vor einem Jahr kam es zu Protesten gegen die kubanische Regierung.
  • Viele Menschen wurden verhaftet und zu langen Haftstrafen verurteilt.
  • Einige wurden wie Künstler Hamlet Lavastida ins Exil verbannt.

Das hatte es wohl so seit Castros Revolution nicht gegeben: Vor einem Jahr gingen die Kubaner gegen Misswirtschaft und Repression auf die Strasse. Die Regierung schickte Hunderte ins Gefängnis und andere ins Exil. So wichtig sei er sich noch nie vorgekommen, erzählt Hamlet Lavastida.

Er wurde im vergangenen September nach 93 Tagen Haft aus Kuba nach Polen abgeschoben. Wie genau es dazu kam, ist dem 38-Jährigen bis heute nicht ganz klar, erzählt er aus dem Exil der Nachrichtenagentur «dpa».

Proteste in Kuba
Die Polizei verhaftet einen regierungskritischen Demonstranten während einer Demonstration in Havanna. (Ramon Espinosa/AP/dpa) - dpa

Wohl wegen seiner politischen Kunst und seiner Mitgliedschaft in regierungskritischen Gruppen war Lavastida im Gefängnis gelandet. Kurz darauf erlebte er, wie sich der Knast nach einem für Kuba aussergewöhnlichen Ereignis füllte: den Demonstrationen vom 11. Juli vor einem Jahr.

Ein wichtiger Auslöser der Proteste war die schwere wirtschaftliche Situation - die Knappheit an Lebensmitteln und Medikamenten, die häufigen Stromausfälle. Dazu trugen unter anderem der Einbruch des Tourismus in der Pandemie und das US-Embargo bei.

Friedliche Proteste, vereinzelt auch Randale

Die Tausenden Protestierenden forderten aber auch Freiheit und riefen «nieder mit der Diktatur». Bilder zeigten überwiegend friedliche Proteste, vereinzelt auch Randale. Nach einem Bericht der Aktivistengruppen Justicia 11J und Cubalex sei in rund 60 Orten protestiert worden.

Lavastida war schon davor ins Visier der Regierung geraten. Im Staatsfernsehen wurde er wegen der Anstiftung zu einer Straftat angeprangert. Ihm sei mit langer Haft gedroht werden, sagt er.

Kuba
Eine Gruppe von Menschen an den Protesten in Kuba. - AFP

Um freizukommen, musste Lavastida nach eigenen Angaben Reue äussern und sich zur Zusammenarbeit mit der «Staatssicherheit» bereit erklären. Er habe niemandem davon erzählen dürfen und sofort das Land verlassen müssen. «Das war reines Theater; ich habe das nur gemacht, um aus der Situation rauszukommen», sagt Lavastida.

Androhung psychischer Folter

Die Regierung stellte die Demos als Destabilisierungsversuch der USA dar. «Der Kampfbefehl ist erteilt, Revolutionäre auf die Strasse», sagte Staatspräsident Miguel Díaz-Canel. Auf Videos war zu sehen, wie teils in zivil gekleidete Sicherheitskräfte Demonstranten mit Fäusten und Stöcken schlugen, sie in Autos zerrten und auch Schüsse abgaben. Der Tod eines Demonstranten wurde offiziell bestätigt.

Das mobile Internet wurde abgeschaltet. Später wurde das Strafrecht verschärft. Die Generalstaatsanwaltschaft teilte am 13. Juni mit, wegen der «Unruhen» seien 381 Menschen verurteilt worden, 297 zu Haftstrafen.

Dem Aktivistenbericht zufolge wurden mehr als 1400 Menschen festgenommen. Etwa die Hälfte davon sei noch in Haft. Mindestens 584 von ihnen seien, teils in Schnellverfahren, zu bis zu 30 Jahre Haft oder anderen Strafen verurteilt worden - darunter mindestens 27 Minderjährige.

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