Der ehemalige Betreuer des 2014 gestorbenen Kunstsammlers Cornelius Gurlitt erhebt zehn Jahre nach der Beschlagnahmung von dessen Bildern Vorwürfe gegen die deutschen Behörden.
Das Namensschild von Cornelius Gurlitt an der Haustür in Salzburg. Foto: Barbara Gindl/APA/EPA/dpa
Das Namensschild von Cornelius Gurlitt an der Haustür in Salzburg. Foto: Barbara Gindl/APA/EPA/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • «Für Gurlitts Sicht der Dinge hat man sich überhaupt nie interessiert, auch für seine Person hat man sich nicht interessiert», sagte der Münchner Rechtsanwalt Christoph Edel der Nachrichtenagentur dpa.

Das gelte für «Staatsanwaltschaft, Politik, Medien». «Man hat ihm Unrecht getan.»

«Es war ein rücksichtsloser Umgang mit einem alten Menschen, dem ja rechtlich nichts vorzuwerfen war und auch ob ihm moralisch etwas vorzuwerfen war, ist fraglich, wenn man an seine gesundheitliche und familiäre Situation denkt.»

Edel war bis zu Gurlitts Tod am 6. Mai 2014 der gesetzliche Betreuer des Mannes, der im Mittelpunkt eines nie dagewesenen Kunstkrimis stand. Vor nun zehn Jahren, am 28. Februar 2012, entdeckten Ermittler der Staatsanwaltschaft Augsburg Hunderte wertvolle Kunstwerke in der Schwabinger Wohnung des alten Mannes.

Erst anderthalb Jahre danach wurde der Fund öffentlich und sorgte für Aufsehen und eine hitzige Debatte über den Umgang mit von den Nationalsozialisten geraubten Kunstwerken in Deutschland. Denn Gurlitts Vater Hildebrand war einer der Kunsthändler Adolf Hitlers.

Nachdem der Fund bekannt geworden war, wurde sogar noch weitere Kunst in Gurlitts Salzburger Haus gefunden. Das Konvolut umfasst insgesamt rund 1600 Werke. Als Gurlitt im Alter von 81 Jahren starb, vermachte er seine Sammlung dem Kunstmuseum Bern. Kurz vor seinem Tod hatte die Staatsanwaltschaft Augsburg die Beschlagnahmung der Sammlung aufgehoben, nachdem seine Anwälte zuvor Beschwerde dagegen eingelegt hatten. Dies wurde als juristischer Sieg für Gurlitt gewertet.

Von Hunderten Bildern, die laut Behördenangaben anfangs unter Raubkunst-Verdacht standen, wurden nach Angaben des Kunstmuseums Bern aus dem Dezember bislang neun restituiert, weil sich bei ihnen der Verdacht auf Nazi-Raubkunst bestätigt hatte.

Auch der Autor und Dokumentarfilmer Maurice Philip Remy hatte bereits in seinem 2017 erschienenen Buch «Der Fall Gurlitt» ähnliche Vorwürfe erhoben. Ein Sprecher der damaligen Kulturstaatsministerin Monika Grütters wies die Vorwürfe damals zurück: Die Bundesregierung habe vor allem aus moralischer Verpflichtung für die weltweite jüdische Gemeinschaft grosse Anstrengungen unternommen, die Herkunft der Werke transparent und eindeutig zu klären.

«Ich habe ihn als jemanden erlebt, der verletzlich ist und stark überfordert mit den Mühlen, in die er geraten ist», sagte Edel. Es sei nicht richtig, dass Bilder, die sich als Nazi-Raubkunst entpuppten, nur auf Betreiben der Behörden restituiert worden seien. «Cornelius Gurlitt hat sich freiwillig den Washingtoner Prinzipien unterworfen und sich bereiterklärt, die Bilder zurückzugeben.»

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