In der Türkei kann man an der diesjährigen Neujahrslotterie 13 Millionen Franken gewinnen. Viele Türken setzen dabei auf einen bestimmten Losverkaufsstand.
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Nur geimpfte können an der Lotterie teilnehmen. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In der Türkei kann man dieses Jahr umgerechnet 13 Millionen Franken gewinnen.
  • Viele Türken gehen zur «Nimet Abla»-Bude, obwohl dort seit 2009 niemand mehr gewonnen hat.

Wie jedes Jahr vor der Ziehung der Neujahrslotterie drängen sich vor dem berühmtesten Losverkaufsstand von Istanbul tausende Leute, angezogen von dem Versprechen, das in grossen Leuchtbuchstaben über der Bude prangt: «Grosse Schwester Nimet lässt Euch gewinnen». Seit 90 Jahren schwören die Spieler am Bosporus auf diesen Lottotempel. Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise hoffen sie auf den grossen Gewinn – allen Warnungen konservativer Muslime zum Trotz, wonach Glücksspiel Sünde ist.

«Ich versuche seit 50 Jahren mein Glück bei Nimet Abla. Ich habe noch nie gewonnen – zumindest bislang», sagt der Rentner Kemal. «Nimet Abla» – «Grosse Schwester Nimet» – bezieht sich auf die geschäftstüchtige Gründerin Melek Nimet Ozden, die nach Eröffnung des Ladens 1928 ein halbes Jahrhundert das Regiment dort führte. Nach ihrem Tod 1978 übernahm ihr Neffe, der sich nun Nimet Abi (Grosser Bruder Nimet) nennen lässt.

15'000 Losverkäufer Landesweit

«Wir verkaufen jedes Jahr mehr Lose», freut sich der 64-Jährige. Vergangenes Jahr habe er drei Millionen verkauft – «also ein Zehntel der Lottolose in der Türkei». Neben dem Laden in Eminönü betreibt er noch zwei weitere Verkaufsstellen in Istanbul. Zwar bieten sie die gleichen Lose der Nationalen Lotterie an wie die 15'000 anderen Losverkäufer im Land, doch haben die Scheine von Nimet Abla bis heute den Ruf, besonderes Glück zu bringen.

Bei dem diesjährigen Neujahrs-Jackpot stehen 70 Millionen Lira (rund 13 Millionen Franken) auf dem Spiel. Ein Los kostet 70 Lira (umgerechnet 13 Franken), doch kann man auch Halbe- oder Viertel-Lose erwerben. In den letzten Tagen vor der Ziehung am 31. Dezember bilden sich die Schlangen in Eminönü bereits um 6:00 Uhr früh und verschwinden erst spät am Abend. Und das, obwohl Nimet Abla seit 2009 kein Gewinnerlos mehr verkauft hat.

Glücksspiel stösst auf Kritik

Allerdings sind keineswegs alle Türken begeistert von dem Lottofieber. Vergangenes Jahr erklärte die Religionsbehörde Diyanet, die Lotterie sei wie jedes andere Glücksspiel «haram», also Sünde.

Auch der Blumenverkäufer Kadir Sümbül auf der anderen Seite der Moschee hält nichts vom Lottospiel. Er hat vor seinem Laden ein Schild aufgestellt mit der Aufschrift: «Fragt mich nicht nach dem Weg zu Nimet Abla. Spielen ist sündigen.» «Ich sehe Gläubige, die sich direkt nach dem Gebet in der Moschee bei Nimet Abla anstellen», schimpft er. «Wenn es nach mir ginge, würde ich das alles verbieten.»

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