Gremium hält Briten für Vorbild bei ethnischer Gleichberechtigung
Bei der Gleichberechtigung ethnischer Minderheiten wird Grossbritannien von einem Gremium gelobt. Diese Beurteilung stösst auch auf grosse Kritik.

Das Wichtigste in Kürze
- Ein Gremium bescheinigt den Briten einen guten Umgang mit ethnischer Gleichberechtigung.
- Andere Länder sollten sich ein Beispiel an den Briten nehmen, meint das Gremium.
Eine von der britischen Regierung beauftragte Kommission hat dem Land ein hervorragendes Zeugnis in Sachen Gleichstellung von ethnischen Minderheiten ausgestellt. Der Bericht dazu wurde am Mittwoch vorgelegt.
Andere Länder mit einer weissen Mehrheitsbevölkerung in Europa und anderswo sollten sich daran ein Beispiel nehmen, hiess es darin. Der Vorwurf, Rassismus sei in Grossbritannien noch immer institutionell verankert, halte einer Überprüfung der Fakten nicht stand.
Bericht wird als PR-Aktion abgetan
Heftige Kritik daran kam teilweise von der Wissenschaft. Kehinde Andrews, Professor für Black Studies von der Universität Birmingham, bezeichnete den Bericht als «PR-Aktion» der Regierung. Diese widerspreche der Beweislage.
«Das gibt den Leuten eine Rechtfertigung zu sagen, wir müssen überhaupt nichts tun. Wir müssen uns nicht kümmern», sagte Andrews im Gespräch mit der britischen Nachrichtenagentur PA. Auch wird der Bericht als «eine Beleidigung gegenüber jedem, der in diesem Land institutionellen Rassismus erfährt» bezeichnet.
Gute Voraussetzungen für Minderheiten bei Bildung und Arbeit
Dem Bericht zufolge sind verschiedene Minderheiten in Grossbritannien inzwischen erfolgreicher beim Erreichen formaler Bildungsziele als der Durchschnitt der weissen Mehrheitsbevölkerung. Das beispielsweise gelte für Schüler mit Wurzeln aus Indien, Bangladesch und Afrika. Durchschnittlich schlechter als ihre weissen Mitschüler schneiden lediglich Kinder mit karibischen Wurzeln ab.
Auch am Arbeitsplatz habe das Land grosse Fortschritte gemacht. Die Gehaltsschere zwischen der weissen Mehrheitsbevölkerung und ethnischen Minderheiten betrage nur noch 2,3 Prozent, bei den unter 30-Jährigen. Dies sei kein erheblicher Unterschied mehr zu erkennen, so der Bericht.
Weniger soziale Ungerechtigkeit
Offener Rassismus existiere in Grossbritannien weiterhin, vor allem im Internet. Aber dies sei inzwischen immer weniger der Grund für soziale Ungleichheit, so die Autoren weiter. Eine Erkenntnis der Untersuchung sei gewesen, dass bestimmte Schichten innerhalb der weissen Mehrheitsbevölkerung sehr in ihrem sozialen Status verhaftet seien.
Die Kommission sprach sich daher dafür aus, sich bei ausgleichenden Massnahmen künftig weniger auf einzelne ethnische Gruppen zu konzentrieren. Es solle mehr daran gearbeitet werden, Hindernisse für alle zu beseitigen.