Gremium entscheidet über Belästigungsvorwürfe bei Tiroler Festspiele
Österreichs beliebte Tiroler Festspiele Erl kämpfen mit internen sexuellen Vorwürfen. Ausgerechnet der künstlerische Leiter steht im Kreuzfeuer der Ausrufe.

Das Wichtigste in Kürze
- In Erl (Ö) ist es bei den Tiroler Festspiele scheinbar zu sexuellen Übergriffen gekommen.
- Schuldig befunden wird der künstlerische Leiter.
- Bis die Situation geklärt ist, tritt er von seinem Posten ab.
In Österreich geht ab sofort eine Kommission den Vorwürfen von sexuellen Übergriffen bei den Tiroler Festspielen Erl nach.
Mutmasslicher Täter muss Unschuld beweisen
Der Antrag der Festspiele bei der im Kanzleramt angesiedelten Gleichbehandlungskommission sei nun gestellt, sagte die Ombudsfrau der Festspiele, Christine Baur, am Montag.
Vor diesem Gremium herrsche eine Umkehr der Beweislast: Nicht die Betroffenen müssten die Übergriffe beweisen, sondern der Intendant der Festspiele Gustav Kuhn müsse glaubwürdig machen, dass an den Vorwürfen gegen ihn nichts dran sei.
Sechs Monate fast auf sicher
Fünf Musikerinnen hatten von «unerwünschten Küssen», dem «Griff zwischen die Beine», «ungehemmter Aggression» sowie «Mobbing, öffentlicher Blossstellung, Demütigung und Schikane» berichtet. Der 72-jährige Kuhn bestreitet das, lässt aber bis zur Klärung des Falls seine Funktion als künstlerischer Leiter ruhen.
«Wir hoffen, dass der Fall schnell geklärt wird», sagte Baur, die vertraulich etwaige weitere Vorwürfe sammelt. Allerdings sei dennoch mit sechs bis zwölf Monaten zu rechnen. Auch die Staatsanwaltschaft Innsbruck ermittelt wegen des Verdachts der sexuellen Belästigung. Mit der interimistischen Leitung der Festspiele wurde Kuhns bisheriger Stellvertreter Andreas Leisner betraut.