Mit einer Schweigeminute haben Schüler und Lehrer in Frankreich des von einem mutmasslichen Islamisten ermordeten Geschichtslehrers Samuel Paty gedacht.
Schweigeminute an einer Schule im südfranzösischen Muret
Schweigeminute an einer Schule im südfranzösischen Muret - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Montag wurde in Frankreichs Schulen dem enthaupteten Lehrer Samuel Paty gedacht.
  • In islamischen Länder rollt derweil eine Welle von Protesten gegen Präsident Macron.
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Frankreichs Schulen waren nach Ende der Herbstferien am Montag aufgefordert, um 11:00 Uhr den Unterricht für eine Schweigeminute zu unterbrechen. Auch deutsche Schüler erinnerten mit einer Schweigeminute an Paty. In Bangladesch gingen derweil die Proteste gegen Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron weiter.

Der 47-jährige Paty war am 16. Oktober, dem letzten Schultag vor den Herbstferien, in einem Pariser Vorort enthauptet worden. Die Tat ereignete sich in der Nähe seiner Schule. Täter war ein 18-Jähriger Russe tschetschenischer Herkunft.

Paty hatte mit seinen Schülern das Thema Meinungsfreiheit im Unterricht behandelt und dabei Mohammed-Karikaturen gezeigt. Der Anschlag hatte in ganz Frankreich für Entsetzen gesorgt.

Macron wendet sich online an die Schüler

Zusätzlich erschüttert wurde das Land, als letzten Donnerstag ein 21-Jähriger Tunesier in Nizza drei Menschen tötete. Die französischen Behörden sprachen auch in diesem Fall von einem islamistischen Anschlag.

Emmanuel Macron
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wendete sich via soziale Medien an die Schüler. - dpa

Präsident Macron wandte sich am Montagmorgen in den Online-Netzwerken Snapchat, Instagram und Facebook direkt an die zwölf Millionen französischen Schüler. «Heute, im Unterricht, werdet Ihr Samuel Paty die Ehre erweisen. Wir werden alle an ihn denken, Ihr und Eure Lehrer», fügte er hinzu. «Der Plan des Terrorismus ist, Hass zu erzeugen.»

Auch an vielen deutschen Schulen wurde Patys gedacht. Der «Terrorakt» gegen den Lehrer «betrifft uns alle», schrieb das Auswärtige Amt anlässlich des Gedenkens im Online-Dienst Twitter. «Von Extremismus und Gewalt dürfen wir uns nie einschüchtern lassen.»

In Bangladesch wird gegen Macron protestiert

Macron hatte sich nach der Ermordung Patys klar zur Meinungsfreiheit bekannt und die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in Frankreich verteidigt. Die Äusserungen lösten massive Proteste in zahlreichen muslimisch geprägten Ländern aus.

Anti-France Dhaka
In Bangladeschs Hauptstadt Dhaka gehen die Menschen auf die Strasse um gegen Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zu protestieren. - Keystone

In Bangladeschs Hauptstadt Dhaka gingen am Montag erneut zehntausende Menschen auf die Strasse, um gegen Macron zu demonstrieren. Demonstranten verbrannten eine Puppe in Gestalt des französischen Präsidenten und skandierten «Keine Verunglimpfung des Propheten Mohammed». Sie forderten auch einen Boykott französischer Waren.

Zu dem Protest aufgerufen hatte die islamistische Gruppierung «Hefasat-i-Islami». Sie sprach von mehr als 100'000 Teilnehmern der Demonstration; die Polizei gab die Zahl mit rund 50'000 an.

VAE-Präsident verteidigt den französischen Staat

In den vergangenen Tagen hatte es unter anderem auch Anti-Macron-Proteste im Libanon und in Pakistan gegeben. Pakistans Ministerpräsident Imran Khan forderte die muslimischen Länder zu einem geschlossenen Kampf gegen die «herrschende Islamfeindlichkeit» in Europa auf.

Der Aussenminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Anwar Gargasch, stellte sich unterdessen hinter Macron. In der Zeitung «Die Welt» warb er dafür, dem französischen Präsidenten genau zuzuhören. «Er will nicht, dass Muslime im Westen ghettoisiert werden und damit hat er recht», sagte Gargasch. Frankreich habe das Recht, nach Wegen für eine bessere Integration von Muslimen zu suchen sowie Abschottung und Militanz zu bekämpfen.

Gargasch macht Erdogan für die Eskalation verantwortlich

Dafür, dass die Debatte eskaliert sei, machte Gargasch den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan verantwortlich. Erdogan hatte Macron vor dem Anschlag von Nizza Islamfeindlichkeit vorgeworfen und zum Boykott französischer Produkte aufgerufen.

Türkei
Der Präsident der Türkei Recep Tayyip Erdogan. - Keystone

Erdogan betreibe eine imperialistische Politik, die an das osmanische Reich anknüpfe, sagte Gargasch. Macron sei einer der wenigen europäischen Politiker, die sich dem offen entgegenstellten.

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