Nach Italien und Spanien hat nun auch Frankreich wegen des Coronavirus eine Ausgangssperre verhängt: Seit Dienstagmittag dürfen Bürger ihre Wohnungen in der Regel nur noch aus zwingenden beruflichen oder medizinischen Gründen sowie für Einkäufe von Lebens- und Arzneimitteln verlassen.
Ein Mann im menschenleeren Paris am Triumphbogen
Ein Mann im menschenleeren Paris am Triumphbogen - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bürger können aber noch einkaufen und zur Arbeit gehen.

Innenminister Christophe Castaner nannte die Massnahmen «die strengsten in Europa». Rund 100.000 Polizisten sollen die Einhaltung kontrollieren.

Ausnahmen von der landesweiten Ausgangssperre gelten in Frankreich unter anderem bei «zwingenden familiären Gründen» - etwa zur Betreuung eines gebrechlichen Angehörigen oder von Kindern, da Schulen und Kindertagesstätten seit Montag landesweit geschlossen sind. Die Ausgangssperre gilt vorerst für zwei Wochen.

«Bleiben Sie zu Hause, damit können Sie uns helfen», appellierte Innenminister Castaner an die Bürger. Er rief diese auf, «Verbündete» im «Gesundheitskrieg» zu werden, den Präsident Emmanuel Macron am Montagabend in einer Fernsehansprache ausgerufen hat.

Bei Verstössen gegen die Ausgangssperre drohen Bürgern Geldstrafen von 135 Euro. Zudem seien ab sofort alle «Aktivitäten in Gruppen untersagt», betonte Castaner. Als Beispiele nannte er Essen im Kreis der Grossfamilie oder Fernsehabende mit Freunden. Eine kurze sportliche Betätigung in der Nähe der Wohnung bleibt dagegen erlaubt, sofern sie nicht in einer Gruppe erfolgt. Auch das Gassigehen mit Hunden ist möglich.

Zahlreiche französische Unternehmen sind der Empfehlung der Regierung gefolgt und lassen ihre Mitarbeiter nach Möglichkeit von zu Hause arbeiten. Vor Supermärkten bildeten sich erneut lange Schlangen.

Auch die weltberühmte Wallfahrtsstätte in Lourdes im Südwesten Frankreichs schloss erstmals in ihrer Geschichte ihre Pforten. Das Heiligtum zieht jährlich Millionen katholischer Pilger aus aller Welt an, darunter auch zahlreiche gebrechliche Menschen.

Das öffentliche Leben in Frankreich war bereits am Montag weitgehend zum Erliegen gekommen, als neben Schulen und Kitas auch alle Hochschulen schlossen. Restaurants und Cafés sowie Museen, Kinos und Theater sind bereits seit dem Wochenende zu.

Im Gefängnis von Grasse in der Provence kam es zu Protesten von Häftlingen. Bis zu hundert Insassen zerstörten Türen und gingen gegen die Wachleute vor, weil die Besucherzimmer geschlossen sind, wie die Gewerkschaft FO mitteilte. Nach Angaben der Verwaltung beruhigte sich die Lage aber schnell wieder.

Nach Italien und Spanien ist Frankreich eines der am meisten vom Coronavirus betroffenen Länder in der EU. Zuletzt wurden 6633 Infektionen und 148 Tote gezählt. Als Krisengebiete gelten vor allem das Elsass und das Département Oise nördlich von Paris.

Im Elsass sind die Intensivstationen «überlastet», wie die zuständige Präfektur mitteilte. Notlazarette der Armee sollen eine Entlastung bringen. Die französische Regierung versprach zudem, bis Donnerstag neue Schutzmasken für Ärzte im gesamten Land bereitzustellen. Für Privatleute gibt es Masken ohnehin nur noch auf Rezept.

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