Festnahmen nach Drohnenalarm - Europa-Gipfel in Dänemark

Keystone-SDA
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Dänemark,

Das französische Militär hat zwei Personen auf einem mutmasslichen russischen «Schattenflotte»-Schiff verhaftet.

Schattenflotte Russland Drohnen
Französische Soldaten nahmen am Mittwoch zwei Personen auf einem Schiff der russischen «Schattenflotte». - X

Das Wichtigste in Kürze

  • Das französische Militär hat zwei Personen auf einem verdächtigen Schiff festgenommen.
  • Medienberichten zufolge handelt es sich um ein Schiff der russischen «Schattenflotte».
  • Es könnte offenbar mit dem wiederholten Drohnenalarm in Dänemark in Verbindung stehen.

Nach dem wiederholten Drohnenalarm in Dänemark haben französische Militärs ein verdächtiges Schiff aufgebracht und Berichten zufolge zwei Personen festgenommen. Dabei handele es sich um den Kapitän und den Ersten Offizier des Schiffes, das der russischen Schattenflotte zugerechnet wird, berichtete der Sender France Info unter Berufung auf die zuständige Staatsanwaltschaft.

Sie hätten keine Beweise für die «Nationalität des Schiffes» vorlegen können und die Besatzung habe sich geweigert, Anweisungen zu befolgen, teilte die Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur mit. Ein Video, das unter anderem beim dänischen Sender TV 2 zu sehen war, zeigte, wie Soldaten an Bord des Schiffes waren, das vor der westfranzösischen Küste unterwegs war.

Macht dir der wiederholte Drohnenalarm über verschiedenen Städten Europas sorgen?

Die Nachrichten über den Militäreinsatz sorgten am Mittwochabend auch bei einem informellen Treffen der Staats- und Regierungschefs der EU-Länder in Kopenhagen für Gesprächsstoff. Bei ihm ging es darum, wie die EU bis 2030 Abschreckung und Verteidigung extrem ausbauen kann.

Breite Unterstützung für den Aufbau eines Drohnenwalls

Nach Angaben von Ratspräsident António Costa gab es in der Diskussion unter anderem breite Unterstützung für den geplanten Aufbau eines Drohnenwalls und weitere Massnahmen zur Absicherung der Ostflanke.

Die EU-Kommission werde nun in zwei Wochen einen konkreten Fahrplan für die geplante Aufrüstung bis 2030 vorlegen, erklärte der Portugiese. Beim nächsten Treffen der Staats- und Regierungschefs der EU in drei Wochen in Brüssel sei es dann an der Zeit für Entscheidungen.

Nato
Nato-Mitglieder mit Grenze zur Russland wollen einen «Drohnenwall» bauen. In der EU gibt es dafür breite Unterstützung. - Olivier Matthys/AP/dpa

Wie weitreichend diese sein werden, ist nach Angaben von Diplomaten allerdings noch unklar. Sie verweisen darauf, dass bei den Beratungen in Kopenhagen Meinungsunterschiede mit Blick auf Fragen der Koordinierung und Finanzierung deutlich wurden.

Costa betonte, dass die Zuständigkeit für Verteidigung laut den europäischen Verträgen klar bei den Mitgliedstaaten und nicht bei der EU liege. Um gemeinsame Aufrüstungsplanungen langfristig zu beschleunigen, wird die EU-Aussenbeauftragte Kaja Kallas seinen Angaben zufolge aber künftig häufiger EU-Verteidigungsministertreffen einberufen.

Schiff soll zur russischen Schattenflotte gehören

Zu dem französischen Militäreinsatz gegen das russische Schattenflotte-Schiff gab es bei der Gipfelpressekonferenz am späten Abend keine weiteren Informationen. Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sagte, sie könne konkrete Ermittlungen nicht kommentieren. Generell gebe es aber seit längerem grosse Probleme mit der russischen Schattenflotte, gerade in der Ostsee.

Den Berichten aus Frankreich zufolge soll das unter der Flagge Benins fahrende Schiff «Boracay» durch dänische Gewässer gefahren sein, als Drohnen vergangene Woche für mehrere Störfälle an dänischen Flughäfen gesorgt hatten, unter anderem am wichtigen Flughafen von Kopenhagen, zwei Tage später dann auch im Westen Dänemarks.

Drohnenalarm
Gemäss französischen Medienberichten - X

Der Tanker, der auch als «Pushpa» bekannt ist, befand sich am Mittwoch vor der westfranzösischen Küste auf See. Mit der Schattenflotte sind Tanker und andere Frachtschiffe gemeint, die Russland zur Vermeidung von Sanktionen etwa beim Öltransport einsetzt.

«Fähiger Akteur» steckt hinter wiederholtem Drohnenalarm

Wer hinter dem wiederholten Drohnenalarm in Dänemark steckt, ist weiterhin unklar. Die dänischen Ermittler gehen davon aus, dass ein «fähiger Akteur» dafür verantwortlich ist, also jemand mit den nötigen Fähigkeiten und der möglichen Absicht, Unruhe in dem NATO-Land zu stiften. Der Verdacht fiel auf eine Verwicklung Russlands – Anschuldigungen, die der Kreml als «bodenlos» zurückgewiesen hatte.

Russische Schattenflotte
dfd - X

Es steht ausserdem die Vermutung im Raum, dass die Drohnen von einem Schiff aus gesteuert worden sein könnten – möglicherweise solchen, die zur sogenannten russischen Schattenflotte gezählt werden. In dänischen Medien waren zuletzt mehrere unterschiedliche Schiffe genannt worden, darunter auch das, das die französischen Soldaten nun enterten.

Geht Treffen ohne grössere Störfälle weiter?

Das Treffen der Staats- und Regierungschefs in Kopenhagen verlief ohne grössere Störfälle. Mit Spannung wird erwartet, ob das auch so bleibt: Heute gehen die Gespräche zur Ukraine in Kopenhagen weiter – allerdings in erweitertem Kreis.

Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz und die anderen Staats- und Regierungschefs der EU-Länder kommen mit Kolleginnen und Kollegen aus europäischen Partnerstaaten zu Beratungen der sogenannten Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) zusammen.

Drohnenalarm Dänemark
Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sagte, sie könne konkrete Ermittlungen zum wiederholten Drohnenalarm nicht kommentieren. - Keystone

Darüber hinaus soll es auch um wirtschaftliche Sicherheit und Migrationsfragen gehen. Aus der Ukraine wird Präsident Wolodymyr Selenskyj zu dem Treffen erwartet, zudem will auch NATO-Generalsekretär Mark Rutte anreisen.

Nach den Drohnenalarmen in Dänemark seit Anfang vergangener Woche beteiligt sich auch die Bundeswehr am Schutz der Gipfeltreffen. Sie hat unter anderem die speziell für die Luftverteidigung ausgerüstete Fregatte «Hamburg» nach Kopenhagen geschickt.

Kommentare

User #4241 (nicht angemeldet)

Kann man solche Schiffe nicht einfach festsetzen bis 100% sicher geklärt ist, woher genau die Ladung kommt und wohin sie geht. Vielleicht müsste man bei solchen Angelegenheiten etwas einfacher und gradliniger denken und die Sache in die Hand nehmen. Sobald solche Schiffen fremde Hoheit befahren sollten sie beweispflichtig werden.

User #1396 (nicht angemeldet)

Vielleicht werden Napoleons Schiffe nun weltweit gekapert

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