Jahrelang stand Ferdinand Piëch an der Spitze des grössten deutschen Autokonzerns, die Entwicklung von Volkswagen zum Weltkonzern ist mit seinem Namen verbunden. Viele Wegbegleiter würdigen sein Schaffen.
Die Fahnen in der Autostadt Wolfsburg hängen auf Halbmast. Foto: Peter Steffen
Die Fahnen in der Autostadt Wolfsburg hängen auf Halbmast. Foto: Peter Steffen - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit Fahnen auf halbmast würdigt Volkswagen den langjährigen Konzernchef und späteren Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch.
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Im Namen aller 660.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kondolierten Aufsichtsrat und Vorstand den Angehörigen, wie der Autobauer in Wolfsburg mitteilte. «Ferdinand Piëch hat Automobilgeschichte geschrieben - als leidenschaftlicher Manager, genialer Ingenieur und als visionärer Unternehmer», sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch.

VW-Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh würdigte Piëch als «grossen Manager und Ingenieur». «Volkswagen stünde ohne nicht da, wo wir jetzt stehen. Dafür schulden wir ihm unseren Dank und unsere Anerkennung», sagte Osterloh.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil sagte, Piëch sei «einer der grossen Unternehmer in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland» gewesen. «Mit seinem Namen ist der Aufstieg von Volkswagen zum Weltkonzern verbunden.» Viele Tausend Arbeitsplätze in Niedersachsen prägten die wirtschaftliche Grundlage des Landes bis heute.

«Dass die langjährige gute Zusammenarbeit mit dem Land Niedersachsen im Jahr 2015 unter schwierigen Bedingungen beendet werden musste, habe ich sehr bedauert. Der grosse Dank für die Leistung von Ferdinand Piëch und der tiefe Respekt bleiben davon unberührt», sagte der SPD-Politiker. Im Frühjahr 2015 hatte sich Piëch nach einem Machtkampf mit dem damaligen Vorstandschef Martin Winterkorn aus den Aufsichtsratsgremien des Volkswagen-Konzerns zurückgezogen.

Das Land Niedersachsen hat zwei Sitze im VW-Aufsichtsrat. Aktuell ist dort neben Weil der niedersächsische Wirtschaftsminister Bernd Althusmann vertreten. Der CDU-Politiker schrieb auf Twitter, das Land verliere mit Piëch «eine grosse Unternehmerpersönlichkeit», die die Erfolgsgeschichte von VW massgeblich mitgeschrieben habe.

Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hob die globale Bedeutung des gestorbenen Ex-VW-Chefs hervor. «Ferdinand Piëch gehörte zu den weltweit bedeutendsten Unternehmensführern unserer Zeit», sagte Schröder einer Mitteilung zufolge. «Er hat die globale Automobilbranche über mehrere Jahrzehnte geprägt.» Den VW-Konzern habe er nach 1993 aus einer tiefen Krise heraus geführt und zu einem Weltkonzern geformt, sagte der frühere Kanzler und niedersächsische Ministerpräsident. «Damit hat er Zehntausende von Arbeitsplätzen in Niedersachsen und Deutschland gesichert.» Das Land habe Piëch viel zu verdanken.

Die Stadt Braunschweig, wo Piëch fünf Jahre lang lebte, trauert um ihren Ehrenbürger. «Professor Piёch war eine national wie international anerkannte Unternehmer- und Managerpersönlichkeit, die sich um die Entwicklung des Unternehmensstandorts Braunschweig sehr verdient gemacht hat», sagte Oberbürgermeister Ulrich Markurth (SPD).

Piëch war am Sonntag im Alter von 82 Jahren «plötzlich und unerwartet» gestorben, wie seine Ehefrau Ursula Piëch mitteilte.

Ursula Piëch schrieb: «Das Leben von Ferdinand Piëch war geprägt von seiner Leidenschaft für das Automobil und für die Arbeitnehmer.» Er sei bis zuletzt ein begeisterter Ingenieur und Autoliebhaber gewesen. Die Beisetzung finde im engsten Familienkreis statt.

Piëch hinterlasse eine grosse Familie mit 13 Kindern und mehr als doppelt so vielen Enkelkindern, hiess es weiter. In früheren Medienberichten war häufig von 12 Kindern die Rede gewesen. Auf Nachfrage dazu verwies Anwalt Christian Schertz lediglich auf die Mitteilung der Witwe.

Der in Wien geborene Piëch hatte viele Jahre mitten im Machtzentrum des VW-Konzerns gestanden. Der frühere Audi-Chef war von 1993 bis 2002 Vorstandsvorsitzender von Volkswagen und führte danach lange den Aufsichtsrat - als massgeblicher Protagonist der Familien Porsche und Piëch, der VW-Grossaktionäre. Seine Macht war gross, 2012 hievte er sogar seine Frau Ursula in den VW-Aufsichtsrat. Piëch galt als mächtiger Strippenzieher und Königsmacher hinter den Kulissen.

Mit strenger Hand lenkte der detailverliebte Autonarr das immer grösser werdende VW-Imperium zusammen mit dem damaligen Konzernchef Winterkorn, ehe er sich von seinem Lebenswerk entfremdete. Im Jahr 2015 sorgte er mit der Äusserung für Aufsehen, er sei «auf Distanz» zu Winterkorn - den Machtkampf verlor Piëch, er warf im Zorn hin.

Als Piëch 80 Jahre alt wurde, würdigte VW die Verdienste des Managers: «Ferdinand Piëch hat das Automobil, unsere Industrie und den Volkswagen-Konzern in den vergangenen fünf Jahrzehnten massgeblich geprägt», sagte ein VW-Sprecher damals. «Sein Lebenswerk ist gekennzeichnet von mutigem Unternehmertum und technologischer Innovationskraft.» Sein milliardenschweres Aktienpaket an der VW-Dachholding Porsche SE hatte Piëch da schon an Verwandte verkauft.

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