In China wird weiterhin an der Null-Covid-Strategie festgehalten. Das führt jedoch dazu, dass viele ausländische Fachkräfte das Land verlassen.
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Menschen mit Masken gehen durch eine Strasse in einem Hongkonger Einkaufsviertel. Foto: Vincent Yu/AP/dpa - sda - Keystone/AP/Vincent Yu
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zahl der ausländischen Fachkräfte in China hat sich seit Pandemie-Beginn halbiert.
  • Ein Grund dafür ist die Null-Covid-Strategie des asiatischen Landes.
  • Aber auch geopolitische Spannungen führen zu einem negativen Bild des Landes.

China hat mit einem grossen Verlust von ausländischen Fachkräften und Managern zu kämpfen. Die Zahl soll sich gemäss Schätzungen in der zweitgrössten Volkswirtschaft mehr als halbiert haben. Und dies nur in den letzten drei Jahren, seit Beginn der Corona-Pandemie.

Es waren einmal 850'000 Ausländer in China. Wie viele es heute noch gibt, weiss keiner genau. Deutsche Firmen haben laut einer Umfrage der Handelskammer (AHK) ein Viertel ihrer ausländischen Mitarbeiter verloren. War ein Job in China früher ein Karrieresprung, lassen sich die Stellen heute auch nur noch schwer nachbesetzen.

Lebensqualität in China sinkt

Die Null-Covid-Strategie, wiederholte Lockdowns, ständige Überwachung und die Abschottung des Landes vom Ausland haben die Lebensqualität sinken lassen. Dazu steigt das Risiko, in Chinas Corona-Mühlen zu geraten.

Geopolitische Spannungen, Unterdrückung in Hongkong und Säbelrasseln gegenüber Taiwan haben zudem Chinas Ansehen in den Keller sacken lassen. Die Zahl der Deutschen, die eine schlechte Meinung von China haben, hat sich seit 2005 auf 74 Prozent verdoppelt. Das ergaben Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Pew.

Ein möglicher Covid-Lockdown ist immer im Hinterkopf

Während der Rest der Welt lernt, mit dem Virus zu leben, demonstriert China unbeirrt Null-Toleranz. Einreisende müssen sieben Tage in Hotelquarantäne plus drei Tage in häusliche Isolation, was örtlich eher willkürlich gehandhabt wird. Es gibt nur wenig Flüge. Ein einfaches Ticket von Frankfurt nach Peking kostet heute mehr als 2000 Euro.

«Die Reisebeschränkungen nach China und innerhalb des Landes sind weiterhin sehr hinderlich. Das, um ausländische Mitarbeiter zu halten oder zu gewinnen», sagt Jens Hildebrandt, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der deutschen Handelskammer (AHK) in China.

Obwohl Lockerungen zu erwarten seien, gebe es «wenig Aussicht» auf eine grundlegende Abkehr vom Null-Covid-Ziel. «Das Risiko weiterer Lockdowns schwebt wie ein Damoklesschwert über allem», sagt Hildebrandt. «Schreckensszenarien wie der zweieinhalbmonatige Lockdown Shanghais ist in den Köpfen vieler Ausländer.»

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Chinas Präsident Xi Jinping hält weiter an der Null-Covid-Strategie fest. - AFP/Archiv

Dazu komme das zunehmend negative Image Chinas in Deutschland in schwierigen geopolitischen Zeiten. Kurz gesagt: Das Halten und Entsenden von Fach- und Führungskräften nach China sei ein schwieriges Geschäft geworden.

Wo alle weg wollen, will eben auch keiner mehr hin. «Deutsche Unternehmen müssen tief in die Tasche greifen, um die gegenwärtigen Nachteile des Standorts China aufzuwiegen», sagt Hildebrandt. «Viele tun das auch.»

Deutsche Unternehmen besetzen schon seit langem Schlüsselpositionen in China mit einheimischen Mitarbeitern. «Diejenigen Unternehmen, die früh in die Aus- und Fortbildung lokaler Mitarbeiter investiert haben, sind kurzfristig weniger betroffen.»

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