In der Finanzkrise wurden zahlreiche Banken etwa in den USA und der Schweiz wegen dubioser Geschäfte von Währungshändlern bereits zu saftigen Strafen verurteilt. Nun ziehen die EU-Wettbewerbshüter nach. Eine Grossbank kommt trotz schwerer Vergehen aber straffrei davon.
Die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Foto: Piotr Nowak/PAP/dpa
Die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Foto: Piotr Nowak/PAP/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Fünf internationale Grossbanken müssen wegen unerlaubter Absprachen und dubioser Machenschaften von Währungshändlern eine Milliardenstrafe zahlen.

Die EU-Kommission belegte JPMorgan, Barclays, Citigroup, Mitsubishi UFG und die Royal Bank of Scotland (RBS) mit einer Strafe von insgesamt 1,07 Milliarden Euro, wie die Brüsseler Behörde am Donnerstag mitteilte.

In der Weltfinanzkrise ab 2008 richteten Banken mit teils illegalen Geschäften, Zins- und Wechselkursmanipulationen erhebliche Schäden an. In der Folge verdonnerte etwa die US-Regierung die US-Institute JPMorgan und Citigroup sowie die britischen Geldhäuser Barclays und RBS sowie die schweizerische UBS wegen Marktmanipulationen zu Strafen in Milliardenhöhe.

Die EU-Kommission sah es nun auch als erwiesen an, dass Währungshändler in den Jahren 2007 bis 2013 für die Banken sensible Informationen und Handelsabsichten austauschten und ihre Strategien regelmässig über Internet-Chats koordinierten. Dabei ging es um Umtauschgeschäfte in elf Währungen, darunter Euro, US-Dollar und Schweizer Franken.

Wenn Unternehmen grosse Summen bestimmter Währungen in eine andere umtauschen, nutzen sie dafür in der Regel Währungshändler. Zu deren Kunden zählen ausserdem etwa Vermögensverwalter, Pensionsfonds und andere Banken.

Der Kommission zufolge tauschten die Händler - die eigentlich Wettbewerber waren - unter anderem Informationen über offene Kundenaufträge und geplante Handelstätigkeiten aus, um sich gegenseitig gute Geschäfte zu ermöglichen. Die meisten Händler kannten sich demnach persönlich. Die Chaträume, in denen sie sich austauschten, trugen Namen wie «Semi Grumpy Old Men» («Halb-grantige alte Männer») und «Essex Express 'n the Jimmy» - mit Ausnahme von «James» lebten alle Händler in Essex und trafen sich in einem Zug nach London, erklärte die EU-Kommission.

Die Schweizer Grossbank UBS kam straffrei davon, weil sie die Wettbewerbshüter über die Absprachen informiert hatte. Die übrigen Strafen wurden teilweise reduziert, da die Institute mit den Ermittlern kooperierten. JPMorgan muss nun rund 229 Millionen Euro zahlen, Citigroup 311 Millionen Euro, Barclays etwa 210 Millionen, RBS etwa 249 Millionen Euro und Mitsubishi UFG knapp 70 Millionen Euro.

«Beim Umtausch von Geld für Auslandsgeschäfte sind Unternehmen und Privatpersonen auf Banken angewiesen», sagte die zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager. «Der Devisenkassamarkt, der weltweit zu den grössten Märkten zählt, weist ein Handelsvolumen von mehreren Milliarden Euro pro Tag auf. Das Verhalten der Banken hat die Integrität des Sektors auf Kosten der europäischen Wirtschaft und der europäischen Verbraucher untergraben.»

Ein RBS-Sprecher teilte mit: «Diese Strafe erinnert daran, wir sehr sich die Bank in der Vergangenheit verrannt hat, und wir verurteilen das Verhalten der Verantwortlichen. Unsere Kultur und und unsere Kontrollen haben sich in den vergangenen zehn Jahren fundamental verändert.»

Barclays kommentierte die Strafe nicht. 2017 hatte die Bank allerdings bereits 240 Millionen Pfund für die erwartete Strafe zurückgestellt.

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