Drosten: «Pandemie wird jetzt erst richtig losgehen»

DPA
DPA

Deutschland,

Deutschland ist dem Berliner Virologen Christian Drosten zufolge nicht ausreichend auf die zukünftige Entwicklung der Pandemie vorbereitet.

christian drosten
Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité in Berlin. Foto: Christophe Gateau/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Deutschland ist nicht ausreichend auf die zukünftige Entwicklung der Pandemie vorbereitet.
  • Diese Meinung vertritt Virologe Christian Drosten.

Die Zahl der Corona-Erkrankungen steigt weltweit weiter an. Auch Deutschland ist dem Berliner Virologen Christian Drosten zufolge nicht ausreichend auf die zukünftige Entwicklung der Pandemie vorbereitet. Der Berliner Virologe Christian Drosten sieht Deutschland in der Corona-Pandemie noch nicht ausreichend für die kommende Zeit gewappnet.

«Wir müssen, um die Situation in den kommenden Monaten zu beherrschen, Dinge ändern», sagte er im Vorfeld der im Oktober anstehenden Gesundheitskonferenz World Health Summit in Berlin. «Die Pandemie wird jetzt erst richtig losgehen. Auch bei uns.»

Christian Drosten
Christian Drosten (Charité Berlin) in der Tagesschau. - Screenshot Das Erste

Pragmatische Entscheidungen seien nötig, sagte Drosten dem World Health Summit zufolge. «Es werden schon Festtagsreden auf den deutschen Erfolg gehalten, aber man macht sich nicht ganz klar, woher er kam.» Er gehe schlichtweg darauf zurück, dass Deutschland ungefähr vier Wochen früher reagiert habe als andere Länder.

Deutschland hat nur früher reagiert

«Wir haben mit genau den gleichen Mitteln reagiert wie andere. Wir haben nichts besonders gut gemacht. Wir haben es nur früher gemacht», erklärte der Leiter des Instituts für Virologie der Charité.

«Wir waren nicht deshalb erfolgreich, weil unsere Gesundheitsämter besser waren als die französischen, oder weil unsere Krankenhäuser besser ausgestattet sind als die italienischen», so Drosten weiter.

Massnahmen gegen Corona treten in Kraft
Eine getragene Mundschutzmaske liegt in der Fussgängerzone in der Innenstadt auf dem Gehweg. Im Hintergrund ist das Rathaus zu sehen. Am 24.09.2020 werden voraussichtlich neue Massnahmen gegen Corona in der bayerischen Landeshauptstadt in Kraft treten. Foto: Peter Kneffel - dpa

«Wenn man das jetzt überträgt in den Herbst, dann muss man sich natürlich klarmachen, dass wir auch weiterhin nichts besser machen als andere.» Deutschland müsse viel differenzierter und genauer auf die Entwicklungen im Ausland schauen. «Wir müssen aufhören, uns über so Dinge wie Fussballstadien zu unterhalten. Das ist wirklich komplett irreführend.»

Im Moment wisse niemand genau, wie die Pandemie weiter verlaufen wird. Es gebe die Möglichkeit, dass das Ganze nicht mehr so gut zu beherrschen sei und «dass die Wissenschaft beispielsweise mit der Verfügbarkeit von Impfstoffen einfach zu langsam gewesen ist». Erst am Ende werde klar sein, wie sich die Wissenschaft geschlagen habe. «Denn diese Pandemie ist ja erst mal kein wissenschaftliches Phänomen, es ist eine Naturkatastrophe.»

«Gesundheit ist die Grundlage für eine funktionierende Gesellschaft»

Eine wichtige Lektion aus der Pandemie für die Zukunft sei, dass Gesundheit das Wichtigste für den Einzelnen und die Grundlage für eine funktionierende Gesellschaft sei, sagte Detlev Ganten, Präsident und Gründer des World Health Summit, bei dem Doppelinterview. «Wirtschaft, Kultur und all das funktioniert eben nicht mehr, wenn das, was wir als garantiert ansehen, nicht mehr da ist. Ich bin nicht sicher, ob das allen wirklich so klar ist.»

Mehr zum Thema:

Kommentare

Weiterlesen

Christian Drosten
207 Interaktionen
Zweite Welle?
Coronavirus Flyer
879 Interaktionen
Flyer in Briefkästen
epi
37 Interaktionen
Epidemiologe glaubt
Ferien
1 Interaktionen
Sommerende geniessen

MEHR IN NEWS

MEHR AUS DEUTSCHLAND

grill den henssler
«Grill den Henssler»:
sinan selen
2 Interaktionen
Selen
CDU
97 Interaktionen
Deutschland