Die Polizei hat den deutschlandweit grössten Drogen-Onlinehandel zerschlagen und dabei elf Tatverdächtige festgenommen.
Beschlagnahmte Drogen beim Kölner Zoll
Beschlagnahmte Drogen beim Kölner Zoll - dpa/dpa/picture-alliance
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Elf mutmassliche Verantwortliche der Plattform «Chemical Revolution» gefasst.

Sie sollen aus ihrem illegalen Shop praktisch täglich Päckchen mit Drogen verschiedenster Art an Internetkunden verschickt haben, wie die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und das Bundeskriminalamt (BKA) am Freitag mitteilten. Den auch in Deutschland ansässigen Kunden der Plattform «Chemical Revolution» droht nun ein juristisches Nachspiel.

Dem Schlag gingen seit eineinhalb Jahren andauernde Ermittlungen voraus. Wie die Ermittler mitteilten, sei dann bei umfangreichen «operativen Massnahmen» zwischen Mitte Februar und Ende Mai die Plattform abgeschaltet worden. Der Server wurde demnach durch BKA-Beamte und die französische Kriminalpolizei sichergestellt.

Ausgangspunkt der Ermittlungen war den Angaben zufolge die Festnahme eines 26-Jährigen aus Brandenburg an der Havel im Frühjahr 2018, der mit Rauschgift handelte. Bei diesem seien in Hessen und Niedersachsen grosse Mengen an Drogen gefunden worden, darunter 50 Kilogramm Amphetamin, zwei Kilogramm MDMA, zahlreiche Ecstasy-Tabletten, Heroin, Kokain und LSD-Trips. Der Verdächtige habe die Rauschmittel für «Chemical Revolution» aufbewahrt und für den Versand vorbereitet.

Im Rahmen der sich an die Festnahme anschliessenden Ermittlungen seien zehn weitere mutmassliche Angehörige von «Chemical Revolution» identifiziert worden. Hauptverdächtiger ist demnach ein 26 Jahre alter Mann aus dem Landkreis München, der zuletzt auf Mallorca seinen Wohnsitz hatte. Dieser sei Ende Mai bei einer Wiedereinreise nach Deutschland festgenommen worden und sitze seitdem in Untersuchungshaft.

Der Mann sei das «Mastermind» des Drogenshops gewesen, sagte Sabine Vogt, Leiterin der Abteilung Schwere und Organisierte Kriminalität im BKA, auf einer Pressekonferenz zu dem Fall. Vogt sprach von einem grossen Ermittlungserfolg als Ergebnis komplexer Polizeiarbeit. «Wir haben hier eine Struktur zerschlagen können, die von einem hohen Organisationsgrad geprägt war.»

In der Zeit der Ermittlungen von Anfang 2018 bis Ende Mai machte die Gruppe mit ihrem Versand laut Vogt einen Umsatz von etwa zwei Millionen Euro. Es sei ein «intensiver Handel» betrieben worden, praktisch tagtäglich sei geliefert worden. Dabei seien in unterschiedlichem Ausmass Betäubungsmittel verschickt worden. Oft habe es sich um Kleinstmengen für den persönlichen Gebrauch gehandelt. Es habe aber auch - vermutlich an Zwischenhändler - Lieferungen im Kilobereich gegeben.

Der Hauptverdächtige soll den Onlineshop aufgebaut und die Drogen weltweit zum Versand angeboten haben. Vornehmlich sei aber an Kunden in Deutschland verkauft worden. Die Käufer bezahlten demnach mit der Kryptowährung Bitcoin. Die weiteren Verdächtigen sollen Drogen beschafft, den Versand organisiert oder Kuriertätigkeiten übernommen haben.

Unter anderem mit Hilfe der Daten von dem beschlagnahmten Server erhoffen sich die Ermittler nun auch Hinweise auf die Kunden. Diesen drohen ebenfalls Verfahren.

An den Ermittlungen waren neben verschiedenen deutschen Polizeibehörden auch die Polizei in den Niederlanden, Polen, Frankreich und Spanien beteiligt. Es habe eine sehr gute Zusammenarbeit gegeben, erklärten die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und das BKA.

Den unter dem Verdacht des bandenmässigen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln stehenden Verdächtigen drohen im Fall einer Anklage und eines Prozesses Strafen zwischen fünf und fünfzehn Jahren Gefängnis.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

DrogenKokainEuroHandelBitcoinCryptoDaten