Nach ihrer Grundsatzentscheidung für Waffenlieferungen an die Ukraine will die Bundesregierung die Waffen so schnell wie möglich auf den Weg bringen.
Panzerfaust 3
Ein Soldat hält auf dem Truppenübungsplatz Munster (Niedersachsen) im Rahmen der Informationslehrübung «Landoperationen 2016» eine Panzerfaust 3 in der Hand. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Deutschland unterstützt die Ukraine mit Waffen im Krieg gegen Russland.
  • Die Waffen sollen nun so schnell wie möglich geliefert werden.
  • Einen genau Zeitplan gibt es allerdings nicht.

Nach ihrer Grundsatzentscheidung für Waffenlieferungen an die Ukraine will die Bundesregierung die ersten Panzerfäuste und Luftabwehrwaffen so schnell wie möglich auf den Weg bringen. Einen genauen Zeitplan konnte das Verteidigungsministerium am Sonntag aber noch nicht nennen. Die ukrainischen Streitkräfte sollen mit 1000 Panzerabwehrwaffen sowie 500 Boden-Luft-Raketen vom Typ «Stinger» aus Bundeswehrbeständen für ihren Kampf gegen die russischen Invasionstruppen ausgerüstet werden.

Ausserdem wurde den Nato-Partnern Niederlande und Estland am Samstag die Lieferung von Waffen an die Ukraine genehmigt, die aus deutscher Produktion oder DDR-Beständen stammen.

Waffenlieferungen in Kriegsgebiete bisher abgelehnt

Bisher hatte die Bundesregierung die Lieferung tödlicher Waffen in die Ukraine mit der Begründung abgelehnt, dass es sich um ein Krisengebiet handelt.

«Der russische Überfall auf die Ukraine markiert eine Zeitenwende. Er bedroht unsere gesamte Nachkriegsordnung», erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz. «In dieser Situation ist es unsere Pflicht, die Ukraine nach Kräften zu unterstützen bei der Verteidigung gegen die Invasionsarmee von Wladimir Putin. Deutschland steht eng an der Seite der Ukraine.»

Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) sagte am Sonntag im Bundestag: «Wer einer militärischen Vergewaltigung zuschaut, der macht sich schuldig daran.» Die Entscheidung sei richtig. «Aber ob sie gut ist, das weiss heute keiner. Denn wer weiss, wie sich der Krieg entwickelt.»

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj begrüsste die deutsche Entscheidung. «Weiter so, Kanzler Olaf Scholz», schrieb er auf Twitter. «Wir sind froh, dass Deutschland endlich diese 180-Grad-Wende vollzogen hat», sagte auch der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk der Deutschen Presse-Agentur.

Selensky
Wolodymyr Selenskyj zeigt sich am Freitagabend im Regierungsviertel in Kiew. - FACEBOOK / @Volodymyr Zelensky/AFP

Die Ukraine hatte monatelang Waffenlieferungen gefordert. Die Bundesregierung blockte sie unter Verweis auf die strengen deutschen Rüstungsexportrichtlinien und den Koalitionsvertrag ab. Nach den Richtlinien, die vor mehr als 20 Jahren unter der rot-grünen Bundesregierung entstanden, werden keine Waffen in Krisengebiete geliefert.

Es hat aber bereits Ausnahmen gegeben: So wurden den kurdischen Peschmerga-Kämpfern im Irak Waffen geliefert, um einen Völkermord der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) an den Jesiden zu verhindern. Auch an Israel werden aus historischer Verantwortung für die Sicherheit Israels wegen des Holocaust Waffen geliefert, obwohl es sich um ein Krisengebiet handelt.

Konkret werden nun folgende Waffen an die Ukraine geliefert:

- 500 Waffen vom Typ «Fliegerfaust 2 Stinger» der Bundeswehr: Mit der 1,5 Meter langen Waffe können von der Schulter aus Ziele in der Luft in bis zu sechs Kilometern Entfernung abgeschossen werden.

- 1000 Waffen vom Typ «Panzerfaust 3» der Bundeswehr: Mit der 13 Kilogramm schweren Waffe können Soldaten Ziele in 300 bis 400 Metern Entfernung treffen. Je nach Munition kann damit 70 Zentimeter dicker Panzerstahl oder 24 Zentimeter dicker Stahlbeton zum Beispiel in Bunkeranlagen durchschlagen werden.

- 400 Panzerfäuste aus den Niederlanden: Dem Nachbarland wurde die Lieferung von 400 weiteren Panzerfäusten vom Typ 3 aus deutscher Produktion genehmigt.

- Neun Haubitzen aus Estland: Dem kleinen baltischen Land erlaubte die Bundesregierung den Export von neun Artilleriegeschützen aus DDR-Altbeständen. Die Haubitzen waren in den 90er Jahren von der Bundeswehr zuerst an Finnland geliefert und später an Estland weitergegeben worden. Dass Deutschland einem Export in die Ukraine zustimmen muss, ist in dem Vertrag zwischen Finnland und Estland geregelt. Es geht dabei um Waffen vom Modell D-30, die Mitte der 50er Jahre in der Sowjetunion entwickelt wurden. Die mehr als drei Tonnen schweren Haubitzen mit ihrem fast fünf Meter langen Kanonenrohr können eingesetzt werden, um feindliche Truppen oder Panzer auf eine Entfernung von bis zu etwa 15 Kilometern zu beschiessen.

- Fahrzeuge und Treibstoff: Zudem soll die Ukraine von Deutschland 14 gepanzerte Fahrzeuge für Personenschutz, gegebenenfalls auch zu Evakuierungszwecken erhalten. Ausserdem sollen bis zu 10 000 Tonnen Treibstoff über Polen in die Ukraine geliefert werden.

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