Diese Woche wurde bekannt, dass mehrere IS-Webseiten gelöscht wurden. Der Internetsoziologe Stephan Humer begrüsst dies und ruft zu Engagement auf.
Islamischer Staat
Ein Konvoi von Kämpfern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf dem Weg von ihrer damaligen «Hauptstadt» Rakka in Syrien in den Irak (Aufnahme von 2014). (Symbolbild) - SDA

Das Wichtigste in Kürze

  • Internationale Polizeikräfte sind gegen den IS im digitalen Raum vorgegangen.
  • Der Internetsoziologe Stephan Humer findet dies einen wichtigen Schritt.
  • Die Bevölkerung sei nun aber ebenfalls gefragt.
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In Kooperation zwischen europäischen Ermittlern und Europol gelang ein Coup gegen den Islamischen Staat (IS). Tausende Webseiten mit Terrorpropaganda wurden gesperrt, ein Server angegriffen. «Wir haben sie vorerst k.o. geschlagen», hiess es aus Ermittlerkreisen.

«Aus der Sicht des IS mag das stimmen, aber natürlich ist die Terrormiliz jetzt nicht digitale Geschichte», erwidert Internetsoziologie Stephan Humer. Er lehrt an der deutschen Fresenius Hochschule und ist spezialisiert auf digitalen Extremismus.

Stephan Humer Internet Hass
Stephan Humer engagiert sich auch beim Kompetenznetzwerk Radikalisierungsprävention. - netzwerk-deradikalisierung.com

Der IS bestehe weiterhin. Dies sei aufgrund der dezentralen Vorgehensweise mit immer noch zahlreichen Sympathisanten weltweit.

IS wuchs wegen Internet

Die Wirkung des IS wäre ohne digitale Kommunikation und Propaganda wohl niemals so gross gewesen, sagt der Internetsoziologe. «Nicht wenige Kolleginnen und Kollegen – mich eingeschlossen – sehen auch zukünftig enormes Gefährdungspotential im digitalen Raum durch den IS, zunehmend auch durch Taten – offline

Islamischer Staat
Bild eines Angriffes des IS im Jahr 2014. - Keystone

Für den Forscher ist klar: Man müsste stärker gegen erkennbare terroristische und extremistische Inhalte vorgehen, – «und zwar wir alle».

Müssen wir einfachen Bürger, statt des Staates, zu Terrorjägern werden?

«Natürlich muss der Staat professionell vorgehen, aufpassen und hinschauen», führt Humer aus. Aber dieser könne nicht immer und überall hinschauen. «Dafür ist das Internet zu gross», sagt Humer.

«Einfache Bürger» sind gefragt

Daher sei der Einsatz jedes Einzelnen gefragt. Stosse man beispielsweise auf Terrorpropaganda oder andere extremistische Inhalte, dann sollte man dies der Polizei melden. «Wir brauchen im Internet wehrhafte Demokratie», sagt Humer.

Denn: Zwar sei das Internet nicht alleine für die Radikalisierungsprozesse zuständig, könne aber stark unterstützend wirken. «Vor allem da es eine Fülle an Inhalten bietet, die es erlauben, das eigene Weltbild zu stärken – auch wenn es objektiv unsinnig ist», führt der Wissenschaftler aus.

Das Löschen der Webseiten hat laut Humer nebst der tatsächlichen Schwächung der Infrastruktur auch einen symbolischen Charakter. Doch das sei ein fortwährender Kampf, bei dem mal die eine Seite, dann wieder die andere die «Nase vorn hat».

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