Die EU Tax Observatory fordert eine Mindeststeuer von zwei Prozent für Milliardäre in Europa. Damit liessen sich 38 Milliarden Franken pro Jahr einnehmen.
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Die G20 wollen Superreiche effektiver besteuern und dafür zusammenarbeiten. - sda - KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Milliardäre in Europa und anderswo zahlen laut einem Bericht faktisch sehr wenig bis gar keine Steuern – die Denkfabrik EU Tax Observatory schlägt daher eine pauschale Mindeststeuer von zwei Prozent auf das Vermögen aller Milliardäre in Europa vor.

Das brächte 40 Milliarden Euro (38 Milliarden Franken) jährlich ein, heisst es in dem am Montag veröffentlichten Bericht der auf Steuervermeidung spezialisierten Denkfabrik. Weltweit wären es mehr als 200 Milliarden Euro.

Milliardäre zahlen kaum Steuern

Laut dem Bericht zahlen die Milliardäre dieser Welt effektiv null bis 0,5 Prozent Steuern auf ihr Vermögen – etwa weil sie häufig Briefkastenfirmen in Steueroasen nutzten. In Europa gibt es demnach rund 2800 Milliardäre. Sie zahlen dem Bericht zufolge jährlich nur rund sechs Milliarden Euro Steuern. Diese Summe könne mit der vorgeschlagenen Mindestbesteuerung auf 40 Milliarden Euro steigen.

Diese Einnahmen seien «unverzichtbar für unsere Gesellschaften», heisst es im Vorwort zu dem Bericht von US-Ökonom Joseph Stiglitz. Denn die Regierung müssten aktuell «unentbehrlichen Investitionen in Bildung, Gesundheit, Infrastrukturen und Technologien zustimmen».

In dem Bericht wird der automatische Informationsaustausch von Kontodaten gelobt, auf den sich die Staaten weltweit geeinigt hatten und der seit 2017 in Kraft ist. Vor dem Jahr 2013 sei «der grösste Teil» des Geldes der Wohlhabenden unversteuert in Steueroasen versteckt gewesen – nun, zehn Jahre später, seien es nur noch 25 Prozent, heisst es im Bericht.

«Steuerhinterziehung ist kein Naturgesetz»

Direktor der EU Tax Observatory ist der französische Wirtschaftswissenschaftler Gabriel Zucman. Immer mehr Reiche seien bei der Steuer mittlerweile ehrlicher – aber freiwillig sei das nicht passiert, sagte Zucman der «Süddeutschen Zeitung» vom Montag. «Sie wurden gezwungen.»

Der Erfolg des automatischen Kontodatenaustauschs zeige, «Steuerhinterziehung ist kein Naturgesetz». Den Durchbruch bei den Konten in Steueroasen habe das harte Vorgehen der USA gegen die Schweiz gebracht. Dies habe zu einem grossen internationalen Abkommen geführt.

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