Mini

Dänemark: Linke Mini-Mehrheit und Regierungsrücktritt

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Dänemark,

Dänemark steht nach einer dramatischen Wahlnacht vor der Suche nach einer neuen Regierung.

Mette Frederiksen, dänische Ministerpräsidentin und Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei, spricht in der Wahlnacht zu Mitgliedern ihrer Partei. Foto: Martin Sylvest/Ritzau Scanpix Foto/dpa
Mette Frederiksen, dänische Ministerpräsidentin und Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei, spricht in der Wahlnacht zu Mitgliedern ihrer Partei. Foto: Martin Sylvest/Ritzau Scanpix Foto/dpa - sda - Keystone/Ritzau Scanpix Foto/Martin Sylvest

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei einer dramatischen Wahlnacht feiern die Linken in Dänemark einen Mini-Sieg.
  • Trotzdem hat die regierende Sozialdemokratin Frederiksen ihren Rücktritt eingereicht.
  • Sie will damit den Weg freimachen, für die Möglichkeit einer breitgefächerten Regierung.

Trotz einer Last-Minute-Mehrheit für das linksgerichtete Lager um ihre regierenden Sozialdemokraten kündigte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen in der Wahlnacht an, noch am Mittwoch den Rücktritt ihrer Minderheitsregierung einzureichen. Damit will sie den Weg freimachen, um die Möglichkeiten für eine von ihr angestrebte breite Regierung mit Parteien aus beiden politischen Blöcken ausloten zu können. Solch eine Regierungsform ist in Dänemark selten – nach Ansicht von Frederiksen angesichts der aktuellen Krisen aber genau das Richtige.

Die Sozialdemokraten wurden bei der Wahl mit 27,5 Prozent erneut klar stärkste Kraft. Sie hätten ihr bestes Wahlergebnis seit 20 Jahren eingefahren, sagte Frederiksen am frühen Mittwochmorgen vor Parteianhängern in Kopenhagen. Aber: «Es ist auch klar, dass hinter der Regierung in ihrer jetzigen Form keine Mehrheit mehr steht.» Sie wolle deshalb am Mittwoch zu Königin Margrethe II. gehen und den Rücktrittsantrag ihrer Regierung einreichen. Wähle eine Mehrheit der Parteien sie als Sondierungsbeauftragte aus, werde sie prüfen, ob sich die Bildung einer breiten Regierung machen lasse. Eine solche Konstellation würde Dänemark guttun, bekräftigte Frederiksen.

Eine der dramatischsten Wahlen der Geschichte

Zuvor hatte Dänemark einen der dramatischsten Wahlabende seiner Geschichte erlebt. Prognosen und Hochrechnungen hatten lange Zeit angezeigt, dass weder das rote linksgerichtete Lager noch das blaue Mitte-rechts-Bündnis auf eine Mehrheit kommen würde. Die Schlüsselrolle zwischen den Blöcken hatte zu dem Zeitpunkt der frühere Regierungschef Lars Løkke Rasmussen mit seiner neuen zentristisch-liberalen Partei Die Moderaten inne. Nach Auszählung aller im Land abgegebenen Stimmen kippte das Bild dann in allerletzter Minute nach links: Der rote Block sprang auf 87 Mandate, während der blaue Block auf 72 kam, 16 entfallen auf Løkkes Moderate.

Für eine Mehrheit im dänischen Parlament in Kopenhagen sind 90 der 179 Sitze notwendig. 175 dieser Mandate werden in Dänemark vergeben, jeweils zwei in Grönland und auf den Färöer-Inseln, die beide offiziell zum Königreich Dänemark zählen. Die färöischen Mandate wurden bereits am Montag unter den beiden Blöcken aufgeteilt. Am frühen Mittwochmorgen gingen dann nach Auszählung fast aller Stimmen die beiden grönländischen Mandate – wie schon bei den letzten sechs Wahlen – an den roten Block. So dürfte das linke Lager am Ende auf genau 90 Mandate kommen.

Denmark Election
In Dänemark wurde die vorgezogene Parlamentswahl abgehalten. - Keystone

Frederiksen hat im Wahlkampf jedoch mehrmals betont, eine breite Regierungszusammenarbeit über die politische Mitte hinweg anzustreben. Eine rote Mehrheit dürfte ihre Verhandlungsposition in der Hinsicht allerdings entscheidend verbessern: Gehen die zwischen den Blöcken stehenden Moderaten von Løkke oder Parteien des blauen Blocks bei den möglichen Verhandlungen nicht auf ihre Forderungen ein, könnte sie mit der Aussicht grossen Druck ausüben, stattdessen wieder auf ihr rotes Lager zu setzen.

Frederiksen setzte immer wieder auch auf Stimmen von rechts

Diese linksgerichteten Parteien unterstützen Frederiksens bisherige rein sozialdemokratische Minderheitsregierung bereits heute im Parlament. In manchen Dingen wie ihrer strikten Einwanderungspolitik setzte Frederiksen aber häufiger auch auf Stimmen von rechts. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine hatte es zudem eine blockübergreifende Zusammenarbeit in Militärfragen gegeben, auch bei der Unterstützung der Däninnen und Dänen im Kampf gegen die stark gestiegenen Energiepreise wurde zuletzt zusammengearbeitet.

Eine zentrale Frage wird bei den künftigen Regierungsverhandlungen sein, inwieweit Frederiksen mit ihrem Vorgänger Løkke kooperieren kann. Dieser war von 2009 bis 2011 sowie zwischen 2015 und 2019 Ministerpräsident. Er war 2021 nach Jahrzehnten aus der liberal-konservativen Partei Venstre ausgetreten. Danach hatte Løkke die Moderaten gegründet, die bei ihrem Debüt nun mit vorläufigen 9,3 Prozent der Wählerstimmen gleich drittstärkste Kraft werden.

Mette Frederiksen ist Ministerpräsidentin von Dänemark.
Mette Frederiksen ist Ministerpräsidentin von Dänemark. - Geert Vanden Wijngaert/AP/dpa

Venstre, die das Mitte-rechts-Bündnis anführt, verlor dagegen kräftig: Nach 23,4 Prozent bei der letzten Wahl 2019 lag Løkkes Ex-Partei diesmal bei nur noch 13,3 Prozent. Sie bleibt damit aber weiter zweitstärkste Kraft hinter Frederiksens Sozialdemokraten.

Kommentare

Weiterlesen

General election in Denmark
Kopenhagen
Dänemark
6 Interaktionen
Kopenhagen
Cedric Schild
Comedian Cedi Schild:

MEHR IN NEWS

Trump
«Nette Geste»
Schule Deutschland
1 Interaktionen
Hohe Bussen
Edan Alexander
Brutale Methoden

MEHR MINI

Maut
40 Interaktionen
1.05 Euro
FC St.Gallen
14 Interaktionen
Remis in Lugano
Raupe
2 Interaktionen
Wie Rauptiere
Demo
71 Interaktionen
In Zürich

MEHR AUS DäNEMARK

Fiala
9 Interaktionen
Schicksalsschlag
Kevin Fiala
2 Interaktionen
Ankunft am Sonntag
hockey-wm
6 Interaktionen
Erste Hischier-Tore
a
11 Interaktionen
Hockey-Nati