Coronavirus: Warum die Briten ihre Beizen schon öffnen können
In Grossbritannien wütete das Coronavirus besonders stark. Nun plant Premier Johnson bereits kommende Woche grosse Lockerungen – die Fallzahlen stimmen.

Das Wichtigste in Kürze
- Nirgendwo in Europa sind so viele Menschen an Corona gestorben wie in Grossbritannien.
- Nun hat sich die Situation im Land beruhigt – seit Januar sinken die Neuansteckungen.
- Premierminister Boris Johnson will schon kommende Woche die Terrassen-Beizen öffnen.
Das Vereinigte Königreich litt besonders stark unter dem Coronavirus: Mit insgesamt 4,4 Millionen Fällen gehört die Nation zu den schwerstgetroffenen Ländern weltweit. Gesamthaft hat sie rund 127'000 Tote zu beklagen, so viel wie kein anderes Land Europas.
Nun will Premierminister Boris Johnson bereits ab nächster Woche die Aussenbereiche von englischen Beizen wieder öffnen. Das ist auf den ersten Blick erstaunlich.

Tatsächlich hat sich die Lage im Land inzwischen allerdings deutlich entspannt: Seit Jahresbeginn sinken die Zahlen stetig. Während im Januar einst über 68'000 Neuinfektionen registriert wurden, meldete das Land bei 67 Millionen Einwohnern gestern Montag noch 2800. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei 44 Fällen pro 100'000 Einwohner.
Zum Vergleich: Im 8,5-Millionen-Land Schweiz schwankten die Fallzahlen in den letzten Tagen zumeist um die 2000er-Marke. Am 1. Januar lag der Sieben-Tage-Durchschnitt hierzulande bei rund 3400 – ein deutlich geringerer Unterschied also.
Briten mit strikten Massnahmen gegen das Coronavirus
Doch auch die Massnahmen sind im Vereinigten Königreich andere. Besonders strikt wird dort etwa das Reisen gehandhabt. Seit Monaten ist es den Briten untersagt, ihr Land zu verlassen. Verstösse werden dabei hart bestraft: Wer unerlaubt versucht, über die Grenze zu gelangen, muss eine Geldstrafe von bis zu 5000 Pfund (umgerechnet 6510 Franken) zahlen.

Sogar Inlandreisen gestalten sich derzeit schwierig: Grundsätzlich ist es Menschen aus anderen Landesteilen zwar erlaubt, England zu betreten. Auch Engländer dürfen theoretisch gesehen in andere Landesteile reisen, wie die Behörden schreiben. Je nach Region gilt allerdings die Anweisung, zu Hause oder im eigenen Viertel zu bleiben.
Reiseregeln in der Schweiz viel lascher
Bislang waren in Grossbritannien neben den Beizen auch die Läden, Zoos, Fitnessstudios und Coiffeure geschlossen. Das soll sich nun beim nächsten Lockerungsschritt am 12. April allerdings ändern.
Hierzulande herrscht weder ein Ein- noch ein Ausreiseverbot. Es gilt lediglich die Empfehlung des BAG, auf nicht notwendige Reisen zu verzichten. Befindet sich jedoch das Reiseland auf der Risikoliste, ist nach der Rückkehr eine Quarantäne angeordnet.

Anders als in England sind die Zoos und Läden schon heute wieder geöffnet. Coiffeursalons mussten im zweiten Lockdown nie schliessen. Noch immer können wir nicht in die Beiz oder ins Kino – wann sich das ändern soll, ist noch unklar.
Fast 5,5 Millionen Briten vollständig geimpft
Auch die Impfsituation ist hierzulande eine andere als im Vereinigten Königreich. Bislang wurden bei uns 1,54 Millionen Dosen verimpft (Stand 1. April). Vollständig gegen das Coronavirus geimpft sind in der Schweiz rund 577'000 Personen.

Im Vereinigten Königreich – also im ganzen Land, heisst: England, Wales, Schottland und Nordirland – haben laut «BBC» über 31 Millionen Menschen mindestens eine Dose erhalten (Stand 5. April). Über 5,4 Millionen Menschen haben bereits zweimal gepikst.
In England, Wales und Nordirland können sich derzeit bereits die über 50-Jährigen für eine Impfung gegen das Coronavirus anmelden. In Schottland werden momentan die über 55-Jährigen zur Impfung aufgerufen.