München feiert Ersatz-Wiesn

DPA
DPA

Deutschland,

Das Oktoberfest fällt aus – gefeiert wird in München trotzdem. Aus Biergärten schallt Volksmusik, Menschen in Tracht prosten sich zu.

Besucher, manche davon in Tracht gekleidet, auf dem Wiesn-Gelände. Foto: Peter Kneffel/dpa
Besucher, manche davon in Tracht gekleidet, auf dem Wiesn-Gelände. Foto: Peter Kneffel/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Oktoberfest fällt wegen der Corona-Pandemie dieses Jahr aus.
  • Doch gefeiert wird in München trotzdem.

«Ozapft is» hiess es in München auch an diesem Samstag, vielerorts herrschte Wiesnlaune. In gut 50 Gaststätten luden Wirte zur «WirthausWiesn» mit Wiesnbier, Hendl, Haxn und Volksmusik, oft mit Gitarre und Akkordeon statt mit Blasinstrumenten - weniger Aerosole. Gleichzeitig stiegen die Coronazahlen weiter.

Teils griff Prominenz zum Schlegel, um traditionsgerecht um 12.00 Uhr ein Fass anzuzapfen. Ex-Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), seinerzeit Anzapfkönig, stach im Bahnhofsviertel ein 20-Liter-Fass an – mit zwei Schlägen – und «einer Handvoll weiterer», wie er selbstironisch sagte.

Christian Ude (SPD), Ehrenbürger der Stadt München und ehemaliger Münchener Oberbürgermeister, zapft mit Mund-Nasen-Schutz beim Anstich im Schillerbräu das erste Fass an. Foto: Felix Hörhager/dpa
Christian Ude (SPD), Ehrenbürger der Stadt München und ehemaliger Münchener Oberbürgermeister, zapft mit Mund-Nasen-Schutz beim Anstich im Schillerbräu das erste Fass an. Foto: Felix Hörhager/dpa - sda - Keystone/dpa/Felix Hörhager

Einst war er der erste OB, der das Anzapfen auf dem Oktoberfest mit zwei Schlägen schaffte. Der 72-Jährige, der immerhin noch in seine Lederhose passte, ist seit sieben Jahren aus dem Geschäft.

Über 50 Fälle in den letzten 7 Tage in München

Udes Nachfolger Dieter Reiter (SPD), der sonst das zehnmal grössere 200-Liter Fass auf der Wiesn angezapft hätte, enthielt sich. Er hatte vorab gemahnt, sich strikt an die Coronaregeln zu halten, und versichert, dies werde engmaschig kontrolliert.

München hatte am Freitag mit 50,7 die kritische 7-Tage-Inzidenz pro 100'000 Einwohner überschritten, ab der verstärkte Infektionsschutzmassnahmen vorgesehen sind. Am Samstag stieg der Wert laut Stadt auf 54,2. Anfang der Woche soll ein Krisenstab darüber beraten, ob weiterführende Massnahmen zu beschliessen sind.

Alkoholverbot auf der Theresienwiese

Um wilde Wiesn-Ersatzfeiern mit hohem Infektionsrisiko zu verhindern, verhängte die Stadt auf der Theresienwiese, wo sonst Millionen Liter Bier fliessen, für Samstag ab 9.00 Uhr ein Alkoholverbot.

Abgesagtes Oktoberfest - Veranstaltungen und Aktionen
Ein verlassener, halb gefüllter Bierkrug steht auf dem Wiesn-Gelände auf dem Asphalt. Foto: Peter Kneffel - dpa

In teils mit Corona-Abständen gut besetzten Biergärten wurde dafür ausgelassen gefeiert. Manche Gaststätten waren schon vorher bis auf den letzten Platz ausreserviert. Die Wiesn sei ein «tiefes Lebensgefühl», sagte der Sprecher der Innenstadtwirte und Chef des Augustiner Klosterwirt, Gregor Lemke. «Es geht gar nicht so sehr um die Wiesn, die Leute wollen dieses Lebensgefühl spüren.»

Kritik zu «WirthausWiesn»

Dabei mehrten sich kritische Stimmen zur «WirthausWiesn». Unter anderem auf Twitter gab es Unmut. Ein Nutzer fand es «unverantwortlich», die Veranstaltung in der aktuellen Situation nicht abzusagen. «Die Kinder müssen sich einschränken, die doofe WirtshausWiesn darf stattfinden», schrieb ein anderer. Die Stadt hatte als Konsequenz auf den überschrittenen Signalwert von 50 die Maskenpflicht im Unterricht an weiterführenden Schulen verlängert.

Auch Ärzte zeigten sich skeptisch. «Angesichts steigender Zahlen an Neuinfektionen mit Covid-19 sehe ich eine «Wiesn light» eher skeptisch bis sorgenvoll», sagte der Chefarzt der Klinik für Infektiologie in der München Klinik Schwabing, Clemens Wendtner bereits vor wenigen Tagen.

Abgesagtes Oktoberfest - Veranstaltungen und Aktionen
Gäste sitzen vor dem Restaurant «Schrannenhalle» und geniessen das schöne Wetter. Normalerweise wäre auf der Theresienwiese heute das grösste Volksfest der Welt eröffnet worden. Foto: Felix Hörhager - dpa

Ude verteidigte die «WirthausWiesn». «Ich bestreite, dass von einer derart kontrollierten und disziplinierten Gastronomie eine Gefahr ausgeht.» Es gebe ganz andere Zusammenkünfte, etwa an der Isar, bei denen weder Masken getragen noch Abstände eingehalten würden.

Der Sprecher der Wiesnwirte, Peter Inselkammer sagte, es sei spürbar, dass viele Menschen den ursprünglich geplanten Oktoberfeststart begehen wollten. «Die Leute wollen feiern.» Es sei besser, wenn dies in den Wirtshäusern kontrolliert und unter Einhaltung der Regeln geschehe als bei privaten Partys. Die Wirte gingen äusserst verantwortlich mit der Situation um.

Kommentare

Weiterlesen

Fluggesellschaft Swiss
9 Interaktionen
«Das ist fatal»
Balmbergstrasse
74 Interaktionen
Trotz Verbot

MEHR IN NEWS

Spital
Nach Urteilen
Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche
Energiepolitik
Yevheniia Dymchenko
Vermisst in Herisau
grenzkontrollen
Im Halbjahr

MEHR AUS DEUTSCHLAND

Wirtschaft
Deutschland
US-Metalband Metallica
1 Interaktionen
Welttournee
Beben
2 Interaktionen
Risiken beim Reisen
Sicherheit für Frauen
Sicherheitsgefühl