Angesichts der enorm steigenden Corona-Infektionen greifen mehrere europäische Länder jetzt zu schärferen Waffen im Kampf gegen die Pandemie.
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In Spanien sind mehr als 1 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert - das Land erwägt die Abschottung bestimmter Gebiete. Foto: Emilio Morenatti/AP/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Europa steigen die Fallzahlen des Coronavirus wieder dramatisch an.
  • Viele Länder reagieren mit Lockdown-ähnlichen Massnahmen.

Das Coronavirus verbreitet sich in hohem Tempo in vielen Regionen Europas. Erste Länder reagieren nun mit harten Kontaktsperren. Reicht das aus?

Die neuen Massnahmen kommen teils einem landesweiten Lockdown gleich.

Tschechien schliesst Geschäfte

In Tschechien müssen von Donnerstagmorgen an fast alle Geschäfte schliessen, wie Gesundheitsminister Roman Prymula bekanntgab. Ausgenommen sind etwa Lebensmittelgeschäfte und Apotheken.

Zudem werden Ausgangsbeschränkungen verhängt: Die Regierung ordnete an, dass Leute ihre Kontakte mit anderen Menschen auf die «absolut notwendige Zeit» begrenzen müssen. Im Land gilt bereits seit dem 5. Oktober der Notstand.

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Ein Mann in Schutzmaske gegen das Coronavirus trägt seinen Hund in Prag, Tschechien. - Keystone

Tschechien hat knapp 10,7 Millionen Einwohner, von denen sich insgesamt fast 194'000 mit dem Coronavirus angesteckt haben. Tschechien hatte am Mittwoch mit 975 Infektionen je 100'000 Einwohner europaweit die höchste Infektionsrate binnen 14 Tagen. Dies geht aus Angaben des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hervor.

Slowakei schliesst Lockdown nicht aus

Auch der slowakische Regierungschef Igor Matovic schliesst einen Lockdown für sein Land nicht aus. Sein Land hatte zuletzt einem Rekordzuwachs von 2202 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages. Um einen ähnlich raschen Zuwachs der Fallzahlen wie im Nachbarland Tschechien zu verhindern, helfe womöglich nur, «das ganze Land abzuriegeln».

Eine Entscheidung soll heute der nationale Corona-Krisenstab treffen. Die Zahl der Neuinfektionen in den ECDC-Statistiken lag bei 322 pro 100'000 Einwohner binnen 14 Tagen.

Höchste Warnstufe in Irland

Irland verschärft erheblich seine Massnahmen. Dort gilt seit dieser Nacht für sechs Wochen die höchste von fünf Massnahmen-Stufen. Konkret bedeutet das: Wer kann, muss bis zum 1. Dezember in Irland daheim arbeiten.

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Ein Mann sitzt vor einem leeren Pub im Zentrum Dublins, in dem viele Geschäfte und Geschäfte geschlossen sind. - dpa

Geschäfte, die keine lebensnotwendigen Waren verkaufen, werden geschlossen. Treffen mit anderen Haushalten sind bis auf wenige Ausnahmen untersagt. Schulen bleiben geöffnet. Sport im Freien ist im Umkreis von fünf Kilometern erlaubt.

In Irland wurden bislang etwa 52'000 Infektionen unter den etwa fünf Millionen Einwohnern registriert. In den ECDC-Statistiken liegt Irland im Mittelfeld (270), ist also längst nicht so schlimm betroffen wie Tschechien.

Lombardei erneut betroffen

In Italien ist besonders die Region Lombardei betroffen. Wegen der stark steigenden Infektionszahlen dort gelten ab Donnerstagabend nächtliche Ausgangsverbote für die rund zehn Millionen Bürger. Zu der norditalienischen Region gehören auch Mailand und Bergamo.

Coronavirus - Italien
Die Terrasse eines Restaurants am Domplatz ist menschenleer. Die italienische Region Lombardei hat wegen der stark steigenden Corona-Zahlen nächtliche Ausgangsverbote für die rund zehn Millionen Bürger erlassen. - dpa

Die Menschen dürfen zwischen 23 Uhr und 5 Uhr ihr Haus nur noch aus wichtigem Grund verlassen. Etwa die Arbeit oder wegen Krankheit. Insgesamt haben sich in dem Mittelmeerland bisher nachweislich fast 450'000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. In den ECDC-Statistiken steht Italien (172) noch einigermassen gut im europäischen Vergleich dar.

Coronavirus: Spanien erreicht eine Million Infektionen

Spanien (ECDC-Wert: 347) durchbrach unterdessen die Marke von einer Million Corona-Infektionen. Seit Beginn der Pandemie seien 1'005'295 Menschen in dem Land mit 47 Millionen Einwohnern positiv auf das Virus getestet worden. Dies teilte das Gesundheitsministerium mit.

In der Hauptstadt Madrid endet am Freitag die von der Zentralregierung gegen den Willen der Regionalregierung angeordnete zweiwöchige Abriegelung. Die Stadt erwägt danach die Abschottung stark betroffener Stadtgebiete sowie eine nächtliche Ausgangssperre.

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Ein Bar-Mann in Pamplona, Spanien, bereitet die Schliessung der Bar vor. In Spanien werden neue Massnahme erlassen. - Keystone

Diese Möglichkeit wurde auch für ganz Spanien diskutiert. Allerdings müsste das Parlament dafür der Ausrufung des Notstandes zustimmen, was als unwahrscheinlich galt.

Bulgarien setzt auf Schutzmasken im Freien

In Bulgarien ist seit Donnerstag das Tragen von Schutzmasken auch im Freien wieder Pflicht. Die im Land (ECDC: 136) heftig umstrittene Massnahme soll vorerst bis Ende November gelten.

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