Nach zwei Wochen zäher Verhandlungen ist die Weltklimakonferenz in Glasgow vorbei. Die einen feiern einen «historischen Beschluss». Andere hingegen sehen die Alarmstufe immer noch auf Rot.
Wasserdampf steigt in Brandenburg am frühen Morgen aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde der Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG). Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa
Wasserdampf steigt in Brandenburg am frühen Morgen aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde der Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG). Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Politiker sprechen von historischen Beschlüssen, Klimaaktivisten von «Bla, bla, bla».

Das ist rausgekommen, bei der zweiwöchigen UN-Klimakonferenz in Glasgow:

Weniger Kohleverbrennung und Stopp für Subventionen

Eingeläutet wurde der Abschied von der klimaschädlichen Kohleverbrennung. Erstmals in der Geschichte der Weltklimagipfel gab es dafür einen Konsens unter den rund 200 Staaten. Sie werden auch aufgefordert, «ineffiziente» Subventionen für Öl, Gas und Kohle zu streichen. Die Formulierung zu Kohle wurde allerdings in letzter Minute auf Druck Chinas und Indiens abgeschwächt: Statt von einem Ausstieg (phase-out) nun nur noch von einem schrittweisen Abbau (phase-down) die Rede. Schon in den ersten Tagen hatten sich mehr als 40 Staaten konkret zum Abschied von der Kohle bekannt. Die Industriestaaten wollen demnach in den 30er Jahren aussteigen, andere spätestens in den 40er Jahren. Ausserdem sagte eine Reihe von Staaten zu, nicht mehr in Kohle, Öl und Gas zu investieren - darunter mit etwas Verspätung auch Deutschland.

Bekenntnis zum 1,5-Grad-Ziel

Die Länder bekennen sich klar zum Ziel, die Erderwärmung bei 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu stoppen - und nicht nur bei deutlich unter zwei Grad, wie es im Pariser Klimaabkommen heisst. Dazu sollen sie bis Ende 2022 ihre bislang unzureichenden Klimaschutzpläne für dieses Jahrzehnt nachschärfen. Das ist drei Jahre früher als bislang vorgesehen. In der Erklärung wird zudem festgehalten, dass der Ausstoss klimaschädlicher Treibhausgase weltweit noch in diesem Jahrzehnt um 45 Prozent sinken muss, wenn das 1,5-Grad-Limit erreichbar bleiben soll.

Hilfen für arme Staaten

Zugesagt wurden auch mehr Finanzhilfen für arme Staaten, damit diese sich an die vielerorts fatalen Folgen der Klimakrise anpassen können. Gemeint sind etwa Dürren, Hitzewellen, Stürme und Überschwemmungen. Konkret sollen diese Finanzhilfen bis 2025 verdoppelt werden, also von aktuell jährlich rund 20 auf dann 40 Milliarden US-Dollar (etwa 35 Milliarden Euro). Aufgesetzt wird zudem ein zweijähriges Arbeitsprogramm, um über mögliche drastische Aufstockungen zu sprechen.

Hilfe nach Klimaschäden

Erstmals wird auch die jahrelange Forderung armer Staaten aufgegriffen, einen Geldtopf für Hilfen bei Schäden und Verlusten einzurichten - also zum Beispiel nach Zerstörungen oder erzwungene Umsiedlungen. Die Staaten werden aufgefordert, dafür einzuzahlen. Summen werden aber nicht genannt. Es soll nur «technische Unterstützung» nach Schadensereignissen bereitstehen, aber nicht der komplette Schaden beglichen werden.

Regelbuch für Pariser Abkommen komplett

Sechs Jahre nach dem historischen Abkommen von Paris waren im sogenannten Regelbuch dazu immer noch Punkte offen, die nun geschlossen wurden. Geregelt wurde etwa, dass künftig Klimaschutzziele für fünf Jahre vorgelegt werden und nach einheitlichen Standards berichtet wird. Bei der lange strittigen Frage, wie Emissionsminderungen zwischen Staaten gehandelt werden können, gab es ebenfalls eine Einigung. Dabei ist es laut Bundesumweltministerium gelungen, Schlupflöcher und doppelte Anrechnungen auszuschliessen.

Aus für Benzin- und Dieselautos

Zwei Dutzend Staaten vereinbarten, ein Enddatum für den Verkauf von Benzin- und Dieselautos festzusetzen. Mit dabei sind auch sechs grosse Auto-Hersteller, darunter Mercedes und Ford. Die Regierungen wollen, dass alle Verkäufe von neuen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen bis zum Jahr 2040 emissionsfrei sind, und in den führenden Märkten bis spätestens 2035. Die Autokonzerne sollen spätestens 2035 in führenden Märkten nur noch emissionsfreie Autos und Vans verkaufen. Deutschland ist zunächst nicht dabei, weil man sich in Berlin nicht einig wurde.

Stopp der Öl- und Gasproduktion

Rund ein Dutzend Staaten wollen unter der Führung von Dänemark und Costa Rica konkrete Ausstiegdaten für die Öl- und Gasproduktion festlegen. Der dänische Klimaminister Dan Jørgensen sagt dazu: «In einer 1,5-Grad-Welt gibt es keinen Platz für Öl und Gas.» Deutschland gehört wie bereits bei mehreren anderen internationalen Allianzen nicht zu den Unterzeichnern.

Der Methan-Pakt

Oft ist hauptsächlich von CO2 die Rede, wenn es um Treibhausgase geht. Problematisch ist auch Methan, das in der Landwirtschaft, auf Abfalldeponien oder in der Öl- und Gasindustrie entsteht und dem Weltklimarat zufolge für die Hälfte der Klimaerwärmung verantwortlich ist. Mehr als 100 Staaten haben sich unter Führung der EU und USA das Ziel gesetzt, ihre Methanemissionen bis 2030 um mindestens 30 Prozent gegenüber 2020 zu senken.

Das Entwaldungs-Ziel

Bäume speichern CO2 - und sind damit die wichtigsten natürlichen Verbündeten im Kampf gegen die Erderwärmung. Es sorgte deshalb für viel Aufsehen, als sogar Brasilien und mehr als 100 weitere Staaten sich in Glasgow dazu verpflichteten, die Zerstörung ihrer Wälder und anderer Ökosysteme bis zum Ende des Jahrzehnts zu stoppen. Experten sind skeptisch: Sie wiesen darauf hin, dass eine sehr ähnliche Erklärung aus dem Jahr 2014 vollkommen wirkungslos geblieben sei.

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