Caritas International nennt Lage in Kabul völlig «unübersichtlich»
Kabul ist in den Händen der Taliban. Die europäischen Hilfskräfte verlassen nach und nach das Land. Caritas International weiss nicht, wo sie zurzeit stehen.

Das Wichtigste in Kürze
- Zurzeit ist die Lage in Kabul äusserst unübersichtlich.
- Caritas International kann nicht sagen, wie sie ihre Tätigkeit in Afghanistan fortsetzten
- Angestellte der Hilfsorganisation sitzen zurzeit in den Büros in Kabul fest.
Nach der Machtübernahme durch die radikalislamischen Taliban in Kabul ist die Lage für Hilfsorganisationen wie Caritas International völlig unklar.
«Es ist ein grosser Zustand der Unsicherheit und auch der Furcht» bei vielen Mitarbeitern. Dies sagte der Leiter von Caritas International, Oliver Müller, am Montag der Nachrichtenagentur AFP.
Der deutsche Leiter des Afghanistan-Büros, Stefan Recker, könne derzeit für eine Ausreise nicht zum Flughafen von Kabul. Dies, weil die Lage in der Stadt zu «chaotisch» sei.
Bisher keine Plünderungen
Recker sei in seinem Büro allerdings «sicher». «Die Lage ist ruhig.» Es sei bisher auch nicht zu den befürchteten Plünderungen in der Stadt gekommen, sagte Müller weiter. Angesichts der «unübersichtlichen» Lage sei aber klar: «Er will und er soll ausreisen.»
Wie und wann er zum Flughafen komme, sei jedoch offen. Caritas International stehe dazu im Kontakt mit der deutschen Botschaft.

Den Flughafen von Kabul belagerten am Montag tausende Afghanen in der Hoffnung, einen Platz in einer der Maschinen zu bekommen. Diese sollten Botschaftsmitarbeiter, andere internationale Einsatzkräfte und afghanische Helfer in Sicherheit bringen.
Ob afghanische Mitarbeiter von Caritas International auch teilweise ausreisen können, ist Müller zufolge ebenfalls noch völlig offen. Sie seien alle nach Hause geschickt worden, es könnte unter ihnen jedoch auch Gefährdete geben.
Hilfe in Afghanistan soll weitergehen
Dennoch hofft Caritas International darauf, dass die Hilfe in Afghanistan perspektivisch weitergehen kann. So soll dringend benötigte Hilfe für Binnenflüchtlinge in Kabul organisiert werden, es gebe 360.000 Inlandsvertriebene, sagte Müller.

Es gebe keinen direkten Kontakt zu den Taliban, aber «Signale», dass diese an einer Fortsetzung der humanitären Hilfe interessiert seien. Doch sei es noch zu früh, um eine Einschätzung dazu abzugeben: «Wir wissen nicht, mit welcher Art von Taliban wir es zu tun haben», sagte Müller. Es gebe unterschiedliche Fraktionen und es sei unklar, ob sich radikale Kräfte durchsetzen.
Selbst wenn sich die Taliban eher moderat verhalten, werde es aber «auf jeden Fall zu Einschränkungen» in Afghanistan kommen. Müller hob mit Blick auf die Bevölkerung hervor: «Das ist das, was viele Menschen verzweifeln lässt.»