Briten sollen schlanker werden
63 Prozent der Briten sind übergewichtig. Damit soll nun Schluss sein – nach dem Willen der Regierung sollen Dicke etwas mehr als zwei Kilogramm abnehmen.

Das Wichtigste in Kürze
- Die britische Regierung will, dass Übergewichtige etwas mehr als zwei Kilo abnehmen.
- Vor allem Zucker und Fett wird der Kampf angesagt und Sport soll gefördert werden.
- Die Massnahmen kommen im Zusammenhang mit Corona – viele Tote waren übergewichtig.
Jeder übergewichtige Brite soll nach dem Willen der Regierung in London mindestens etwas mehr als zwei Kilogramm abnehmen.
Dies fördere die Gesundheit und könne dem staatlichen Nationalen Gesundheitsdienst NHS Kosten ersparen. Man rechnet mit mehr als 100 Millionen Pfund (fast 110 Millionen Euro) innerhalb der nächsten fünf Jahre. Dies schrieb Gesundheitsminister Matt Hancock am Montag im «Telegraph».
Mit bestem Beispiel voraus
Zum Start der Gesundheitskampagne räumte der schwergewichtige Premier Boris Johnson ein, wie sehr er mit seinen Kilos kämpfe. Er habe aber seit seiner überstandenen Covid-19-Lungenerkrankung mehr als sechs Kilo abgenommen.
Davor sei sein Gewicht immer «hoch- und runtergegangen». Das sagte Johnson in einem auf Twitter verbreiteten Video. Nun gehe er täglich mit seinem Hund spazieren.
Das Video enthält Szenen von Johnson und Hund Dilyn von einem Spaziergang im Grünen. Der Vierbeiner zieht dabei kräftig an der Leine.
Losing weight is hard but with some small changes we can all feel fitter and healthier.
— Boris Johnson (@BorisJohnson) July 27, 2020
If we all do our bit, we can reduce our health risks and protect ourselves against coronavirus – as well as taking pressure off the NHS.
Our Better Health Strategy https://t.co/WdazXhuhRN pic.twitter.com/KZhW8p17FJ
Johnson berichtete, dass er selbst anfangs langsam gewesen sei, aber immer fitter werde und sein Tempo gesteigert habe. «Es gibt gesundheitliche Gründe, aber man fühlt sich auch besser». So lobte er seine morgendliche Aktivität.
Kalorienangaben und Sportverordnungen
Die Kampagne der Regierung sagt vor allem Zucker und Fett den Kampf an. Werbung für Junkfood im Fernsehen soll künftig erst nach 21 Uhr (Ortszeit) erlaubt sein. Auf Weinflaschen und Bierdosen muss den Plänen zufolge der Kaloriengehalt der Getränke verzeichnet sein.

Das gilt auch für Mahlzeiten auf Speisekarten von Restaurantketten und grossen Pubs. Ärzte sollen Übergewichtigen Sport verordnen.
Die Pläne der Regierung brachten Johnson auf Twitter auch Spott ein: Denn er legte damit eine Kehrtwende zu früheren, teils bissigen Äusserungen zu solchen Massnahmen hin. So hatte er beispielsweise im vergangenen Jahr den Vorschlag, eine Steuer auf zuckerhaltige Milchshakes zu erheben, lächerlich gemacht: Er sprach von «Kriecherei» und staatlicher Bevormundung.
Erhöhtes Sterberisiko für Übergewichtige
Zu viele Kilos können Erkrankungen wie Diabetes und Herzleiden fördern. Auch das Sterberisiko bei einer Covid-19-Erkrankung steigt an; besonders betroffen sind die stark Übergewichtigen.
Experten rechnen im Herbst mit einer zweiten Infektionswelle im Vereinigten Königreich. Auch deshalb mahnt die Regierung, jetzt gesünder und weniger zu essen und mehr Sport zu machen. Grossbritannien ist das am schlimmsten von der Pandemie betroffene Land in Europa.

Der Regierung wird vorgeworfen, zu spät und falsch auf die Corona-Krise reagiert zu haben. Johnson selbst hatte sich anfangs sogar damit gebrüstet, Infizierten die Hand geschüttelt zu haben.
Über die Hälfte ist zu dick
Allein in England sind fast 63 Prozent der Erwachsenen zu dick, wie aus Statistiken der Gesundheitsbehörden hervorgeht. Besonders betroffen seien Ältere von 55 bis 74 Jahren und Menschen in sozial benachteiligten Gegenden. Während der Ausgangsbeschränkungen wegen der Pandemie hatten viele Briten in den vergangenen Monaten nochmals an Gewicht zugenommen.