Fluchwörter oder geschmacklose Äusserungen prägen die Reden von Premierminister Boris Johnson. Das bleibt auf sprachlicher Ebene nicht ohne Konsequenzen.
Boris Johnson
Premierminister Boris Johnson bei einer Rede in England. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Englands Premier Boris Johnson vergreift sich bei seinen Reden regelmässig im Ton.
  • Der Brexit-Befürworter flucht oft und macht geschmacklose Äusserungen.
  • Laut einem Linguisten beeinflusst dies bereits die Sprache jedes Einzelnen.

Boris Johnson ist nicht dafür bekannt, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Erst kürzlich sorgte der britische Premierminister mit einer geschmacklosen Aussage über eine tote Abgeordnete im Parlament für Empörung. Daneben fällt der Brexit-Verfechter immer wieder durch Fluchen während seiner Reden auf.

Boris Johnson bewirkt Sprachveränderungen

Die sprachlichen Aussetzer von Boris Johnson beschäftigen nicht nur seine politischen Gegner. Auch Sprachwissenschaftler verfolgen die Reden des Parteiführers der Conservative Party sorgfältig.

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Prof. Dr. Peter Stücheli-Herlach von der ZHAW zur Sprache von Boris Johnson. - zVg

Für Peter Stücheli-Herlach, Professor für Organisationskommunikation an der ZHAW, sind die Folgen der Äusserungen bereits zu sehen. «Die Auswirkungen sind offensichtlich. Besonders, wenn wir uns die Kommentare auf Social Media anschauen, wo bereits fleissig von Trump und Johnson abgeschrieben wird.»

Dabei müsse man sich allerdings nicht über die Sprache, sondern vielmehr über die rechtsstaatliche Demokratie Sorgen machen, so Stücheli. «Dazu gehört auch, dass wir dafür eine Sprache entwickeln, welche für jeweils verschiedene Standpunkte verständlich und annehmbar ist.»

«Wir brauchen keine Sprachpolizei!»

Dass der Ton in der Politik rauer geworden ist, kommt für den Linguisten nicht von ungefähr. «Der permanente Zwang, in digitalen Medien für Echo zu sorgen, führt zu einer Spirale der Verkürzung und Verschärfung», so Stücheli. Gerade für freie Demokratien, die im Umbruch stehen und über moderne Medien funktionierten, sei eine solche Tonverschärfung typisch.

Der britische Premierminister Boris Johnson vergreift sich bei seinen Reden im Parlament im Ton.

Um dem entgegenzuwirken brauche es allerdings keineswegs eine neue Sprachpolizei, meint Stücheli. Die Verantwortung liegt aus Sicht des Linguisten bei anderen Akteuren. «Es braucht eine bessere politische Sprach- und Medienkompetenz bei jenen, die sich für die internationale, rechtsstaatliche Demokratie einsetzen wollen.» So könne man die Entwicklung der Sprache zukünftig positiv gestalten.

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