Betrüger ermöglichen Migranten Einbürgerung
Einbürgerung auf Bestellung: Fälscher tricksen in Deutschland das System aus und verkaufen für 1500 Euro Sprachzertifikate auf Social Media.
Das Wichtigste in Kürze
- Betrüger bieten gefälschte Sprachzertifikate und Integrationstests auf Social Media an.
- Für umgerechnet 1400 Franken können die Dokumente erworben werden.
- Es soll sich um ein systematisches, organisiertes Verbrechen handeln.
In Deutschland sind Sprachzertifikate und ein bestandener Integrationstest grundlegende Voraussetzungen für eine Einbürgerung oder eine Niederlassungserlaubnis.
Doch was eigentlich der Integration dienen soll, wird offenbar systematisch unterlaufen – tausendfach. Und das ganz offen auf Social Media.
Wie gemeinsame Recherchen von «Stern» und «RTL» aufdecken, floriert auf Plattformen wie Tiktok ein Schwarzmarkt für gefälschte Dokumente.
Für rund 1500 Euro – umgerechnet rund 1400 Schweizer Franken – werden angeblich gültige Sprachzertifikate und Integrationsnachweise angeboten. Einfach, schnell – aber vollkommen illegal.
Fälschungen täuschend echt
Die Ermittlungen stützen sich nicht nur auf Gespräche mit Polizeibeamten und Mitarbeitenden von Ausländerbehörden. Sondern auch auf einen Selbstversuch des Reporterteams.
Das Ergebnis: Die Fälschungen wirken täuschend echt – und bleiben offenbar oft unentdeckt.
Die Behörden zeigen sich überfordert. Laut den Recherchen fehlt in vielen Bundesländern ein grundlegender Überblick über das tatsächliche Ausmass des Betrugs. Genaue Statistiken? Fehlanzeige.
Unerfahrener Mitarbeiter «hat keine Chance»
Hinter dem florierenden Handel mit gefälschten Sprachzertifikaten stecken offenbar mehr als nur einzelne Betrüger.
Es deutet vieles auf ein organisiertes kriminelles Netzwerk hin, das gezielt die Überlastung der deutschen Ausländerbehörden ausnutzt.
Der Mitarbeiter einer Ausländerbehörde in Nordrhein-Westfalen sagte gegenüber «Stern» und «RTL»: «Ein unerfahrener Mitarbeiter wird nicht feststellen, dass daran etwas gefälscht ist. Er hat keine Chance.»
Rekord bei zurückgezogenen Einbürgerungen
Die Zahlen des Bundesverwaltungsamts sprechen eine deutliche Sprache: In den letzten fünf Jahren wurden 1009 Einbürgerungen widerrufen. 2025 bereits 270 Fälle, so viele wie nie zuvor.
Doch was genau hinter den Annullationen steckt, bleibt unklar. Ob gefälschte Zertifikate der Auslöser sind, wird nicht erfasst. Ein blinder Fleck in der Statistik – und eine Einladung für weiteren Missbrauch.
Weitere Einblicke zu den Recherchen: Heute, Dienstag, 9. September 2025, um 22.15 Uhr in der Sendung «Extra – Das ‹RTL-Magazin›» bei «RTL».
