Bericht: Tumulte bei EM-Finale 2020 in London hätten leicht in Tragödie münden können
Die Tumulte beim Finale der Fussball-Europameisterschaft 2020 am Wembley-Stadion hätten laut einem Untersuchungsbericht leicht zu einer Tragödie mit Toten und Verletzten führen können.

Das Wichtigste in Kürze
- Tausende Fans ohne Ticket drangen gewaltsam in Wembley-Stadion ein.
Es bestehe Grund zu der Annahme, dass im Fall eines Siegs der englischen Mannschaft im Finalspiel gegen Italien 6000 Fans ohne Ticket das Stadion gestürmt hätten, heisst es in dem am Freitag veröffentlichten Bericht.
Die dem britischen Oberhaus angehörende Verfasserin Louise Casey sprach von einem «Beinahe-Unglück» mit Toten und Verletzten angesichts einer rücksichtslosen «Horde» tausender Fans. «Die Betrunkenheit, der Drogenkonsum, die Verantwortungslosigkeit, die Kriminalität und der Missbrauch Unschuldiger waren schockierend und untragbar.»
Beim EM-Finale am 11. Juli vergangenen Jahres hatten sich demnach rund 2000 Fans ohne Eintrittskarte Zutritt zum Stadion verschafft, indem sie Behinderteneingänge und Brandschutztüren aufbrachen. Ein Fan habe sich sogar als Ordner ausgegeben und ein Kind im Rollstuhl von dessen Vater getrennt, um ins Stadion gelangen, heisst es in dem vom englischen Fussballverband (FA) in Auftrag gegebenen Untersuchungsbericht.
Ein Grossteil der Probleme sei vorhersehbar gewesen, erklärte Casey. Die Organisatoren seien jedoch unvorbereitet gewesen, und die Polizei sei zu spät eingesetzt worden. Sie sprach sich für einen besseren Ordnungsdienst in der Umgebung des Stadions und härtere Strafen für Fussball-Hooligans aus. Sie empfahl zudem der Regierung, bei Fussballspielen von besonderer nationaler Bedeutung die Sicherheitsvorkehrungen zu verschärfen und den Alkoholkonsum einzuschränken.
Der englische Fussballverband bat für die Versäumnisse um Entschuldigung. FA-Chef Mark Bullingham erklärte, der Verband sei «entsetzt» angesichts der Ausschreitungen gewesen.