Im Frühjahr kehrte Audi an seinen Gründungsort zurück. Seither werden in Zwickau wieder Autos mit den vier Ringen gebaut - inklusive vollelektrischem Antrieb. Die VW-Tochter erhofft sich davon auch zusätzliches Know-how für ihr Stammwerk.
Ein Mitarbeiter im Volkswagen-Werk in Zwickau montiert einen Audi Q4 e-tron. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa
Ein Mitarbeiter im Volkswagen-Werk in Zwickau montiert einen Audi Q4 e-tron. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Rund ein halbes Jahr nach dem Start des Q4 e-tron hat sich Zwickau für Audi zum grössten Produktionsstandort für Elektrofahrzeuge entwickelt.

«Wir sind gekommen, um zu bleiben», sagte der Leiter der Audi-Elektrobaureihe, Fermín Soneira Santos, am Dienstag. «Wir sind die nächsten sieben Jahre hier und wahrscheinlich auch darüber hinaus.» Genaue Stückzahlen wollte Audi nicht nennen.

Ausser im Zwickauer VW-Werk baut der Hersteller vollelektrische Fahrzeuge auch in Neckarsulm und Brüssel. Als erstes E-Auto am Stammsitz Ingolstadt ist der Q6 geplant, dessen Markteinführung 2023 sein soll. Derzeit unterstützen rund 350 Audi-Mitarbeiter die Fertigung in Zwickau. Sie sollen so Erfahrungen zur Elektromobilität sammeln und diese künftig an ihren Heimatstandorten einbringen.

Der Anteil reiner E-Fahrzeuge an den Auslieferungen insgesamt lag laut Audi im ersten Halbjahr bei 3,3 Prozent (Vorjahreszeitraum: 2,7 Prozent). Ab 2026 will die Volkswagen-Tochter neue Modelle nur noch mit Elektroantrieb auf den Markt bringen und die Produktion von Autos mit Verbrennungsmotor bis 2033 schrittweise auslaufen lassen.

Der aktuelle Chipmangel trifft das Werk Zwickau nach den Worten von Stefan Loth, Vorsitzender der Geschäftsführung der Volkswagen Sachsen GmbH, weniger stark als andere Standorte. «Wir haben priorisierte Teileversorgung», sagte er. Zwar habe es auch hier Kurzarbeit gegeben, diese sei bisher aber eher «sporadischer Natur» gewesen.

VW hat den Standort mit etwa 8500 Beschäftigten für 1,2 Milliarden Euro zur reinen Fabrik für Elektrofahrzeuge umgebaut und zu einem Mehrmarkenwerk entwickelt. Dabei sei die Automatisierung gesteigert worden, so dass zum Beispiel noch mehr Arbeitsschritte von Robotern übernommen werden.

Neben dem ID.3 und ID.4 von VW werden in Zwickau auch Modelle für Audi und den Seat-Ableger Cupra gefertigt. Ende dieses Jahres soll der ID.5 als letztes von insgesamt sechs Modellen regulär in Produktion gehen. Künftig soll zudem die Klimabilanz verbessert werden, betonte Loth.

VW wirbt damit, dass die Autos «bilanziell klimaneutral» produziert werden. Das wird den Angaben zufolge auch durch Aufforstungen in Indonesien erreicht. Solche «Kompensationsmassnahmen» für nicht vermeidbare CO2-Emissionen sind oft auch in der Kritik, ebenso wie der Handel mit Verschmutzungszertifikaten. Es werde aber weiter daran gearbeitet, die CO2-Bilanz direkt zu verbessern, erklärte das Unternehmen - etwa mit Blick auf Teile von Zulieferern und in der Produktion eingesetzte Maschinen.

Mit dem Produktionsstart des Q4 e-tron war Audi im Frühjahr an seinen Gründungsort zurückgekehrt. 1909 war das Unternehmen von August Horch in Zwickau gegründet und ein Jahr später in «Audi» umbenannt worden. Mit dem Zusammenschluss mit weiteren sächsischen Fahrzeugherstellern 1932 waren die vier Ringe dann Markenzeichen der Auto Union. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen in Bayern neu gegründet.

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