Auch Bergbau setzt tropischen Wäldern stark zu
Durch neue Bergbauprojekte sind zwischen 2000 und 2019 insgesamt mehr als 3200 Quadratkilometer an tropischer Waldfläche verloren. Das ist das Ergebnis einer umfassenden Analyse eines Teams um Forscher von der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien.

Insgesamt 80 Prozent dieser Zerstörung passierte laut den Wissenschaftern in lediglich vier Ländern: in Indonesien, Brasilien, Ghana und Surinam. In 18 von 26 untersuchten Staaten fand man zudem viel Entwaldung in Minen-Nähe.
Bereits in früheren Studien zeigten Forschende um den Umweltgeologen Victor Maus vom Institut für Ökologische Ökonomie der WU anhand von Analysen von Satellitenbildern, dass der Flächenbedarf des weltweiten Bergbaus sich auf über 100'000 Quadratkilometer aufsummiert. Das entspricht in etwa der Grösse Österreichs plus jener Sloweniens.
Rund ein Drittel der durch die menschlichen Aktivitäten veränderten Flächen fanden sich in vor dem Eingriff sehr artenreichen Lebensräumen, die noch dazu viel Treibhausgas speicherten, wie etwa Regenwälder, berichteten die Wissenschafter in Studien in den Fachjournalen «Scientific Data» und «Global Environmental Change».
Nun hat sich die Gruppe um die Hauptautoren Stefan Giljum von der WU und Anthony Bebbington von der Clark University (USA) die Situation in Ländern mit tropischen Wäldern genauer angesehen. Die Auswirkungen des Bergbaus auf die oft sensiblen Ökosysteme seien anhand von regionalen Studien gut dokumentiert, eine Überblicksarbeit über das Ausmass an Zerstörung gab es bisher in dieser Detailliertheit aber nicht, schreiben die Wissenschafter in ihrer neuen Arbeit im Fachjournal «PNAS».
In ihrer Analyse nahmen sie 26 Länder unter die Lupe, in denen sich zwischen 2000 und 2019 knapp 77 Prozent der tropischen Waldflächen befanden. Direkt durch den Bergbau gingen demnach 3264 Quadratkilometer verloren. 1901 Quadratkilometer waren es demnach alleine in Indonesien, 327 in Brasilien, 213 in Ghana und 203 Quadratkilometer in Surinam. Um die 100 Quadratkilometer waren es jeweils in Cote d'Ivoire, Venezuela und Sambia.
Die negativen Effekte seien allerdings nicht nur auf die unmittelbaren Abbaustätten beschränkt: In 18 untersuchten Ländern fanden sich entwaldete Flächen auch im Umkreis von bis zu 50 Kilometern um die Minen, die sich nicht durch andere Faktoren als den Bergbau erklären liessen. Das sei unter anderem auf neue Siedlungen um die Abbaustätten zurückzuführen.
Obwohl der Waldverlust durch den Bergbau im Vergleich etwa zum Flächenhunger, den die Landwirtschaft in Regenwald-Regionen seit geraumer Zeit an den Tag legt, eher gering ausfalle, müsse der Bereich besser reguliert werden, fordern die Forscher.