Russland und die Ukraine machen sich gegenseitig für den Angriff auf das Akw Saporischschja verantwortlich. Selenskyj fordert Sanktionen für den Nuklearsektor.
Ein ukrainischer Soldat steht vor dem Gebäude der regionalen Militärverwaltung von Mykolaiv, das bei einem russischen Angriff zerstört wurde. Foto: Evgeniy Maloletka/AP/dpa
Ein ukrainischer Soldat steht vor dem Gebäude der regionalen Militärverwaltung von Mykolaiv, das bei einem russischen Angriff zerstört wurde. Foto: Evgeniy Maloletka/AP/dpa - sda - Keystone/AP/Evgeniy Maloletka
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Das Wichtigste in Kürze

  • Beim Akw Saporischschja kam es wieder zu brenzligen Situationen.
  • Russland und die Ukraine geben sich gegenseitig die Schuld.
  • Lettland erteilt Russen nur noch in absoluten Ausnahmefällen ein Visum.

Nach dem Beschuss des Atomkraftwerk-Geländes Saporischschja machen sich Russland und die Ukraine gegenseitig dafür verantwortlich. Das grösste Atomkraftwerk Europas liegt im von Russlands Truppen besetzten Teil der Südukraine – bereits mehrfach kam es dort in den vergangenen Kriegsmonaten zu brenzligen Situationen.

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Paul Urey wurde im April in der ukrainischen Region Saporischschja von Russen gefangen genommen. (Symbolbild) - AFP

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem «Akt des Terrorismus» durch die russische Seite und forderte neue Sanktionen, die gezielt die Nuklearindustrie des Nachbarlands treffen sollten. Das Aussenministerium in Kiew warnte: Sollte ein Reaktor im Betrieb getroffen werden, seien die möglichen Folgen «gleichbedeutend mit dem Einsatz einer Atombombe».

Selenskyj fordert neue Sanktionen gegen Russland

«Wer nukleare Bedrohungen für andere Völker schafft, ist definitiv nicht in der Lage, Nukleartechnologie sicher einzusetzen», sagte Selenskyj in der Nacht zum Samstag. Konkret verlangte er etwa Strafmassnahmen gegen den russischen Staatskonzern Rosatom.

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Wolodymyr Selenskyj im Ukraine-Krieg. - Keystone

Erst vor wenigen Tagen hatte sich die Internationale Atomenergiebehörde IAEA besorgt gezeigt angesichts der Lage um das Kraftwerk, das mit sechs Blöcken und einer Leistung von 6000 Megawatt das grösste Atomkraftwerk Europas ist. Eine Inspektion zur Prüfung der technischen Sicherheit sei dringend erforderlich, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi. Aber es sei momentan sehr schwierig für die IAEA, überhaupt ins Kriegsgebiet nach Saporischschja zu kommen.

Russland und Ukraine werfen sich Beschuss von Atomkraftwerk vor

In Teilen der Stadt Enerhodar, in der das Kraftwerk liege, seien Strom- und Wasserversorgung ausgefallen, teilte das russische Verteidigungsministerium mit – und machte die ukrainische Armee dafür verantwortlich. Zudem habe ein Block des Akw teilweise abgeschaltet werden müssen. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden. Von ukrainischer Seite hiess es hingegen, die Russen hätten das Gelände selbst beschossen.

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Ein russischer Soldat vor dem Atomkraftwerk Saporischschja. - Keystone

Infolge der russischen Angriffe sei eine Hochspannungsleitung zum benachbarten Wärmekraftwerk beschädigt worden, teilte der ukrainische staatliche Atomkonzern Enerhoatom mit. Das ukrainische Aussenministerium appellierte an die internationale Gemeinschaft, sich dafür einzusetzen, dass die Russen den Ukrainern die Kontrolle über das Akw zurückgeben.

Putin und Erdogan wollen Wirtschaftsbeziehungen ausbauen

Wladimir Putin und sein türkischer Kollege Recep Tayyip Erdogan einigten sich bei ihrem Treffen auf den Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen. Bei dem Treffen am Freitag in der südrussischen Touristenmetropole Sotschi seien «sehr wichtige Entscheidungen» im Bereich von Handel und Wirtschaft getroffen worden, sagte Russlands Vize-Regierungschef Alexander Nowak. So sollen etwa für russische und türkische Unternehmen die Bedingungen für eine Zusammenarbeit erleichtert werden.

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Recep Tayyip Erdogan und Wladimir Putin beim Treffen in Sotschi. - Keystone

Mit Spannung erwartet worden war vor allem, ob Putin und Erdogan über einen möglichen Erwerb von türkischen Kampfdrohnen durch Russland sprechen würden. Im Zuge seines Kriegs gegen die Ukraine hatte Moskau zuletzt Interesse an den Waffen vom Typ Bayraktar TB2 geäussert. Am Abend hiess es jedoch von Journalisten der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti, die beiden Präsidenten hätten das Thema nicht angesprochen.

Lettland setzt Visa-Vergabe an Russen auf unbestimmte Zeit aus

Lettland hat die Ausstellung von Visa für Russen angesichts des Kriegs in der Ukraine auf unbestimmte Zeit weiter eingeschränkt. Die lettische Botschaft in Moskau werde von nun an nur noch Visa-Anträge von russischen Staatsbürgern entgegennehmen, die an der Beerdigung eines nahen Verwandten in Lettland teilnehmen müssten, teilte die Auslandsvertretung des baltischen EU- und Nato-Landes mit.

UEFA-Strafe nach «Putin»-Rufen durch Fenerbahce-Fans

Nach «Wladimir Putin»-Rufen durch Fans von Fenerbahce Istanbul beim Spiel gegen Dynamo Kiew hat die UEFA den türkischen Club bestraft. Fenerbahce muss 50'000 Euro Geldbusse zahlen und wurde zu einer Teil-Aussperrung seiner Fans auf Bewährung verurteilt, wie die Europäische Fussball-Union mitteilte.

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Die Fans von Fenerbahce fielen zuletzt wegen «Putin»-Rufen auf. - Keystone

Zahlreiche Fenerbahce-Anhänger hatten in der zweiten Halbzeit der Partie der zweiten Champions-League-Qualifikationsrunde in Istanbul den Namen des russischen Präsidenten skandiert. Witalij Bujalskyj (57. Minute) hatte die Ukrainer in Führung gebracht, anschliessend gab es die «Wladimir Putin»-Rufe von der Tribüne. Der Vorfall wurde auch in den sozialen Medien breit diskutiert. Viele Fenerbahce-Fans äusserten ihr Bedauern über das Verhalten der Anhänger im Stadion.

Das wird am Samstag wichtig

Die russischen Angriffe dürften sich auch am 164. Kriegstag besonders auf das ostukrainische Gebiet Donezk konzentrieren. Die ukrainische Armee verteidigt dort etwa die Orte Soledar und Bachmut. Diese sind strategisch wichtig, weil sie Teil der Verteidigungslinie um den Ballungsraum der Städte Slowjansk und Kramatorsk sind.

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