Nach fünfjähriger Pause haben Griechenland und die Türkei wieder Sondierungsgespräche zur Beilegung des Streits um Erdgas im östlichen Mittelmeer aufgenommen.
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Eine Delegation griechischer Diplomaten trifft zu Gesprächen in Istanbul ein. - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Erdgasstreit zwischen Griechenland und der Türkei gibt es wieder Annäherungsversuche.
  • Nach einer fünfjährigen Pause werden die Sondierungsgespräche wieder aufgenommen.
  • Aufgrund der Entwicklungen sieht die EU (vorerst) von Türkei-Sanktionen ab.

Im Sommer 2020 wäre der Streit um Erdgas zwischen den Nato-Partnern Griechenland und Türkei fast eskaliert. Doch nun sitzen Delegationen beider Länder wieder an einem Tisch. Was lässt das erwarten?

Die inzwischen 61. Runde der Gespräche zwischen den Delegationen beider Länder fand im Dolmabahce-Palast in Istanbul statt, wie der staatliche Nachrichtensender TRT berichtete.

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Schiffe der griechischen Marine im August 2020 - GREEK DEFENCE MINISTRY/AFP/Archiv

Zwischen den beiden Nachbarländern schwelt seit langem ein Konflikt um Erdgas. Im vergangenen Jahr wäre er fast militärisch eskaliert. Griechenland wirft der Türkei vor, in Meeresgebieten nach Erdgas zu suchen, die nur von Griechenland ausgebeutet werden dürften. Nach Lesart Ankaras gehören diese Gebiete jedoch zum türkischen Festlandsockel.

Annäherung im Streit um Erdgas: EU sieht von Türkei-Sanktionen ab

Als Reaktion auf die aktuellen Bemühungen um Entspannung werden die geplanten neuen EU-Sanktionen gegen die Türkei würden zunächst nicht. Dies verkündete Bundesaussenminister Heiko Maas (SPD). Er sagte nach Beratungen mit seinen EU-Amtskollegen in Brüssel: «Wir haben heute keine Sanktionen gegen die Türkei beschlossen, weil wir sehen, dass es eine positive Entwicklung gibt.» Die Entwicklungen sollten nun nicht durch Sanktions-Entscheidungen belastet werden.

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Das türkische Forschungsschiff «Oruc Reis» (M) fährt in Begleitung türkischer Kriegsschiffe über das Mittelmeer (bestmögliche Qualität). Die Spannungen im Streit um Erdgas im östlichen Mittelmeer dauern an. Foto: -/IHA/AP/dpa - sda - Keystone/IHA/AP/-

Günter Seufert, Leiter des Centrums für angewandte Türkeistudien (CATS) in Berlin, sagte, die Gespräche seien positiv zu bewerten. Schnelle Ergebnisse erwarte er aber nicht, Athen und Ankara sei daran gelegen, Zeit zu gewinnen. «Die Türkei fühlt sich in der Aussenpolitik, was die Westanbindung betrifft, auf dem Prüfstand», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Das Land könne es sich im Augenblick nicht leisten, zu eskalieren.

Keine Gespräche mehr seit 2016

Erste Sondierungsgespräche zwischen Ankara und Athen wurden im Februar 2002 geführt – die bislang letzten 2016. Traditionell geben beide Seiten offiziell nichts von Stand und Entwicklung der Gespräche preis.

Die aktuelle türkische Delegation leiten TRT zufolge der Erdogan-Sprecher Ibrahim Kalin und der stellvertretende Aussenminister Sedat Önal. Dazu kommt der griechische der Diplomat Pavlos Apostolidis. Das nächste Treffen werde in Athen stattfinden, berichtete die türkische staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Ein Datum wurde zunächst nicht genannt.

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