Angriffe auf Pokrowsk: Warum trifft es immer diese Stadt?
Pokrowsk ist umkämpft und russische Truppen haben dort erhebliche Geländegewinne erzielt- Erst am Sonntag wurde die Stadt wieder schwer getroffen.

Die Lage in der ostukrainischen Stadt Pokrowsk hat sich dramatisch verschärft. Russische Soldaten sind am Sonntagnachmittag (26.10) in die seit Monaten schwer umkämpfte Stadt eingedrungen.
Etwa 200 russische Soldaten sickerten laut dem «Spiegel» zwischen den ukrainischen Verteidigungslinien durch und setzten sich in der Stadt fest. Die Kämpfe werden als besonders intensiv und dynamisch beschrieben, beide Seiten setzen Kampfdrohnen ein.
Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, dass Russland seine Hauptangriffstruppe genau gegenüber von Pokrowsk konzentriert habe. Die Versorgung der ukrainischen Truppen sei erheblich erschwert, dennoch werde weiter gegen die Besatzer gekämpft.
Pokrowsk als Logistikzentrum von zentraler Bedeutung
Pokrowsk liegt an wichtigen Eisenbahnlinien und Strassenverbindungen, die zur Front führen. Diese geografische Position macht sie zu einem unverzichtbaren Nachschubzentrum für die ukrainische Armee.
Die Bergarbeiterstadt mit ursprünglich rund 60'000 Einwohnern kontrolliert entscheidende Versorgungsrouten für andere ukrainisch gehaltene Städte im Donbass. Ein Verlust der Stadt würde die gesamte ukrainische Verteidigungsfähigkeit in der Region gefährden.

Besonders kritisch ist die Lage, weil russische Drohnen mittlerweile die Stadt rund um die Uhr überwachen, so «T-Online». Jede Bewegung ukrainischer Fahrzeuge wird sofort entdeckt und beschossen, sodass die Logistik faktisch zum Erliegen gekommen ist.
Warum Russland Pokrowsk unbedingt erobern will
Bei Pokrowsk befindet sich die grösste Kohlemine der Ukraine, berichtet das «Handelsblatt». Bis zu ihrer kriegsbedingten Schliessung im Januar 2025 deckte sie 90 Prozent des Eigenbedarfs an Kokskohle ab.
Fällt Pokrowsk, könnten russische Truppen weiter in Richtung der Grossstädte Slowjansk und Kramatorsk vorrücken. Diese Städte bilden zusammen mit Druschkiwka und Kostjantyniwka den sogenannten Festungsgürtel: Eine rund 50 Kilometer lange Verteidigungslinie, die über Jahre massiv ausgebaut wurde.

Hinter diesem liegen die weiten, offenen Ebenen der Zentralukraine, die ohne Verteidigungslinie äusserst anfällig für weitere russische Offensiven wären.
Pokrowsks Rolle im bisherigen Kriegsverlauf
Die Stadt entwickelte sich laut «Krone» zu einem der heissesten Brennpunkte des Konflikts. Mehr als ein Drittel aller russischen Angriffe finden mittlerweile in Richtung Pokrowsk statt.
Die Bedeutung der Stadt wuchs, als andere ukrainische Logistikzentren im Donbass verloren gingen oder unter Beschuss gerieten. Nach dem ukrainischen Rückzug aus Awdijiwka steht mit Pokrowsk wieder eine Stadt von vergleichbarer strategischer Bedeutung unter Druck.
Trotz monatelanger russischer Angriffe hielt die Ukraine Pokrowsk bisher, auch wenn die Kontrolle über einzelne Stadtteile mehrfach wechselte. Nach dem gestrigen Angriff ist die Lage für die Ukraine so ernst wie nie.












