Bei der Stichwahl um das Präsidentenamt in Polen hat Amtsinhaber Andrzej Duda nach neuen Prognosen seinen Vorsprung ausgebaut.
Duda bei seiner Stimmabgabe in Krakau
Duda bei seiner Stimmabgabe in Krakau - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nach ersten Prognosen liegt Andrzej Duda bei der Präsidentenwahl in Polen knapp vorn.
  • Ein Sieg des Amtsinhabers würde die Stellung der PiS-Partei bis 2023 festigen.

Demnach erhielt Duda 51 Prozent, auf seinen Herausforderer Rafal Trzaskowski entfielen 49 Prozent. Die Prognosen beruhen auf der Grundlage von Nachwahlbefragungen in 500 Wahlbüros und Teilauszählungen in 450 dieser Wahlbüros.

Nach Angaben des Meinungsforschungsinstituts Ipsos haben diese detaillierten Prognosen eine Fehlertoleranz von einem Prozentpunkt.

Rafal Trzaskowski
Rafal Trzaskowski ist Bürgermeister von Warschau und Präsidentschaftskandidat von Polens grösstem Oppositionsbündnis. - dpa

Hochrechnungen wie es sie in vielen Ländern gibt, gibt es in Polen nicht. Das offizielle Endergebnis wird nach Angaben der Wahlkommission frühestens am Montagabend vorliegen.

Duda feiert sich bereits als Sieger

Für die regierende nationalkonservative Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) ist die Präsidentenwahl von grosser Bedeutung. Ein Sieg des ihr nahestehenden Amtsinhabers Duda dürfte ihre Vormachtstellung mindestens bis zur Parlamentswahl 2023 festigen.

Trotz eines ungewissen Ausgangs der Stichwahl hat sich Duda in einer ersten Reaktion als Sieger bezeichnet. «Lang lebe Polen! Die Wahl bei einer Beteiligung mit 70 Prozent zu gewinnen, ist eine aussergewöhnliche Nachricht. Ich bin berührt. Danke an meine Landsleute», sagte der nationalkonservative Politiker am Wahlabend in Pultusk. Später sprach er von einem «Sieg, momentan noch nach Prognosen».

Präsidentschaftswahl in Polen
Andrzej Duda (M), amtierender Präsident von Polen und Kandidat für das Amt des Präsidenten der PiS (Recht und Gerechtigkeit) spricht neben seiner Frau Agata Kornhauser-Duda (l) und Tochter Kinga neben Unterstützern. - dpa

In der ersten Runde der Präsidentschaftswahl am 28. Juni war Duda auf 43,5 Prozent der Stimmen gekommen, auf den Warschauer Bürgermeister Trzaskowski entfielen 30,4 Prozent. Trzaskowski hoffte jedoch, Wähler, die in der ersten Runde für andere Kandidaten stimmten, für sich zu gewinnen. Umfragen hatten ein Kopf-an-Kopf-Rennen in der Stichwahl vorausgesagt.

Verbalattacken gegen «LGBT-Ideologie»

Duda hatte im Wahlkampf auf die Verteidigung konservativer Werte gesetzt. Dabei machte der 48-Jährige auch mit Verbalattacken auf Verfechter einer vermeintlichen «LGBT-Ideologie» Stimmung, die den Polen angeblich aufgezwungen werden solle.

LGBT steht im Englischen für Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender, also Lesbisch, Schwul, Bisexuell und Transgender. Nach der Wahl am Sonntag versuchte Duda auf merkwürdige Weise die Wogen zu glätten.

Duda Polen
Amtsinhaber Andrzej Duda setzte im Wahlkampf auf die Verteidigung konservativer Werte und machte Stimmung gegen die LGBT-Community. - dpa-infocom GmbH

Über ein schwules Paar aus seiner früheren Nachbarschaft sagte er: «Das waren sehr nette, normale Männer, sympathisch und kultiviert. Sie haben immer ‹Guten Tag› gesagt und sich höflich benommen, in keiner Weise provoziert. Normale Menschen.»

Trzaskowski warb dagegen für ein anderes Polen - mit besseren Beziehungen zur EU. Zudem unterstützt er die Einführung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften. Die Homo-Ehe und das Adoptionsrecht für homosexuelle Paare lehnt aber auch er ab.

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